Also als jemand der diese oder ähnliche Formulierungen gerne benutzte, ist es nur fair, wenn ich versuche dir darauf eine Antwort zu geben. Und wegen meines Studiums setzte ich dafür zuallerst bei der direkten Wortbedeutung an: Tiefgründig ist ein Gespräch, wenn es nicht bei einer ersten Antwort stehen bleibt, sondern sich durch den Verlauf immer tiefer, bis zum Grund einer Fragestellung gräbt.
Wären mir tiefgründige Gespräch nicht wichtig würde ich das jetzt bei der Antwort belassen und vielleicht noch den Faust-Spruch hinzufügen: "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen"
So erwartet dich jetzt eine Wall of Text - *diabloisches Lachen aus dem Off*
Um "tiefgründige Gespräche" (im folgenden häufig tG) näher zu beleuchten, will ich folgendes betrachten (1) den Ablauf und verschiedene Aspekte solcher Gespräche, (2) die hohe Schule (3) direkt darauf aufbauend die Voraussetzungen und evtl. die Möglichkeit dies zu erlernen. und (4) welche persönliche Bedeutung für mich solche Gespräche haben.
Man kann nahezu jedes Gespräch mit einem einfachen Satz von Anfang an abtöten: "Das ist mir egal." sehr gut funktioniert auch "Keine Ahnung, das interessiert mich nicht." Für ein tG ist das nicht nur der Sargnagel, sondern der Sarg, das freigeschaufelte Loch und die bereitliegende Schaufel gleich dazu. Für ein wirkliches Gespräch darf sich kein Gesprächpartner zufrieden geben. Insofern ist selbst ein "Ja sehe ich ein, du hast Recht." für sich genommen auch nicht viel besser, als obige Sätze. Für jedes Gespräch hast du in der Basisfunktion Fragen und Antworten. Ein erster guter Ansatz für ein tG (und leider nicht in jedem Gespräch gegeben) ist, wenn sich Fragen und Antworten aufeinander und vorzugsweise auch auf das Ausgangsthema beziehen. Wenn du zu einer Antwort nicht nur eine Frage, sondern 10 Fragen hast die verschiedene Aspekte der Antwort hinterfragen/beleuchten und dann auf jede Frage wieder mehrere Antworten gefunden werden, die zu weiteren Fragen führen, dann hast du in der Grundlage das was man ein tiefgründiges Gespräch nennt. Das klingt vielleicht eher einfach, in der Praxis stellt sich aber heraus dass das viele Menschen einfach nicht können. Aber dazu später in den Voraussetzungen mehr.
In der Grundform entspricht das tG also einem "gemeinsamen Tennisspiel" bei dem der Ball zwischen beiden Partnern hin und her gespielt wird. Das normale Gespräch entspräch dem Spiel zweier Tennis-Anfänger, die jeweils Aufschläge machen und mit viel Glück den Ball im anderen Feld platzieren können. Aber es kommt nicht derselbe Ball zurück sondern irgendein anderer.