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  • #1

Warum verraten Deutsche Ihr Einkommen im normalen Freundeskreis nicht?

Es beginnt schon dabei, dass es überhaupt erst als unhöflich angesehen wird zu fragen was jemand verdient.
Wenn dann aber mal gefragt wird, schrecken die meisten davor zurück einfach auszusprechen was sie genau verdienen. Bettina die vermutlich 2000 netto hat scheut sich davor Dirk der vermutlich 2800 netto hat zu sagen wie viel sie genau verdient, obwohl es Freunde/Bekannte sind und alle Beteiligten in der Einkommensgruppe der Normalbevölkerung sind: 500-5000 netto.

Woher kommende diese kleinbürgerlichen Komplexe? In Unternehmer Kreisen läuft es deutlich entspannter. Wenn es ein gutes Jahr war erzählt man seinen Kollegen das Betriebsergebnis und wenn es ein schlechtes Jahr war erzählt man eben auch dass man gerne 2 Millionen Verlust hatte.

Dass sich diese Kreise nicht vermischen ist klar, es liegt also nicht an der Neidfrage. Die kleine Bettina vs der Großverdiener, sondern Normalos unter sich.

Daher die Frage, warum scheut sich der normale Deutsche sein Gehalt offen anzusprechen?
 
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  • #2
Weil ich weiss, dass Leute mit weniger Geld glauben würden, ich sei reich in ihren Augen. Und das möchte ich nicht. Denn jemand mit 2500 netto weiss nicht, dass jemand mit 5000 netto halt auch höhere Ausgaben hat und nicht einfach nur 2500 mehr hat. Das weiss einer erst, wenn er das ebenfalls zur Verfügung hat. Ausserdem ist es müßig, darüber zu sprechen. Für was? Schwanzlängenvergleich? Im übrigen kenne ich sehr genau die Einkommen von Bekannten, sie erzählen es mir durchweg alle immer gross und breit. Vielleicht, weil ich Neid so gut wie nicht kenne? Vielleicht, weil ich mich mit sehr wenig Geld genauso reich wie mit viel Geld gefühlt habe? Ich weiss es nicht.
 
  • #3
Meine Meinung: Weil es zur deutschen Kultur gehört (Anstand und Sitte) … man prahlt nicht mit seinem Gehalt, sondern hält damit hinterm Berg und lebt bescheiden, um es mal überspitzt auszudrücken.

Es ist (für mich) auch überhaupt nicht in der deutschen Lebensweise verankert, dass man stolz auf Wohlstand sein darf, weil man hart gearbeitet hat (ist eher so ein amerikanisches Ding).

Zumal könnte man damit auch Neid erzeugen. Viele Deutsche können einfach nicht gönnen können, was vermutlich in der Geschichte liegt.?

Die Gehaltsspanne von „Normaleinkommen„ zwischen 500 Euro und 5000 Euro netto finde ich enorm! Da sitzen ja der sozial Bedürftige (der kaum über die Runden kommt) und der Abteilungsleiter einer größeren Firma auf einer Bank! Oder hast Du dich da vertippt?
 
  • #4
Deine Aussage, dass Unternehmer sich gegenseitig mit Vergnügen ihre Gewinne mitteilen, halte ich erstmal für falsch. Das kenne ich so nicht. Das mag im Kreis von Unternehmern üblich sein, die auf Sylt bei Gosch mit dem Maibach vorfahren und sich gegenseitig mit der Rolex vor der Nase rum wedeln. Die Unternehmer, die ich kenne, machen das nicht.
Mich interessiert nicht, was andere verdienen. Weil ich den Wert meiner Freunde nicht am Einkommen bemesse. In meinem Freundeskreis ist vom Frührentner über die Erzieherin und die "einfachen" kommunalen oder kaufmännischen Angestellten, Lehrer, Geschäftsführer, Bankenvorstand bis zum Unternehmer alles dabei. Was hätte ich davon, wenn ich weiß, was andere verdienen? Sind das dann andere Menschen? Sicher nicht. Beurteile ich einen Menschen über seinen Verdienst und seinen Besitz? Nö. Menschen die sich und andere über Geld und Besitz definierten, fehlt es meiner Meinung nach an @INSPIRATIONMASTER s viel zitierten S-Werten.
 
  • #5
Na weil dann das Übliche kleinbürgerliche Geschwätz kommt: Was, ihr könnt euch keinen Urlaub nach Kreta leisten? Aber du verdienst doch gut, esst ihr aus Goldlöffeln???

Auf solches undiplomatische Geschwätz haben die meisten eben verständlicherweise keine Lust.

In Südländern redet jeder offen darüber. In der Schweiz gilt es als extrem unhöflich, über Geld und das Gehalt zu sprechen. In Deutschland oft auch. Auf Neidgespräche haben eben viele keine Lust. LG w33
 
  • #6
Wenn ich gefragt werde, erzähle ich es offen. Von mir aus schweige ich lieber, weil ich sogar mit einer zuletzt 31h Woche mehr verdient habe als voll arbeitende Freunde in anderen Berufen.

Mit meinen im gleichen Beruf tätigen Freundinnen rede ich ganz offen über unsere Gehälter - sie kriegen alle etwas mehr als ich, da habe ich wohl schlecht verhandelt und muss noch mal nachbessern (Gehalt orientiert sich mindestens am Tarifvertrag, kann aber auch höher sein).

Allerdings bin ich gerade in Elternzeit, kein guter Zeitpunkt um nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, oder? Was meint ihr, wie lange sollte ich schon wieder am arbeiten sein, bevor ich mit Forderungen komme?

W37
 
  • #7
Gegenfrage: Warum interessiert Dich das? :)

Also zunächst mal ist das definitiv kein "typisch deutsches" Verhalten. Ich bin Doppelstaatler und habe schon in einigen Ländern gearbeitet / gelebt. Also erzähl mir nix :cool:

Es mag kulturell einige Nuancen geben, aber meistens liegt das in der Person. Komplexe können da schon mitschwingen, wenn ich nicht soviel verdiene und das in einer Gesprächsrunde gerne als Blösse empfunden wird wen andere einen Tausender mehr bekommen (könnten).
Neid und Missgunst vermeiden kann ein anderer Grund sein. Ich bin jetzt auch schon etwas erfahrener und habe da schon sehr viel Gehetze über Mitarbeiter mitbekommen. Und Neid kommt NICHT immer "von unten". Ooooh noooo ?
Unfassbar wie oft und gerne von gleicher Ebene oder "von Oben" schnell Missgunst kommt, weil jemand vermeintlich ja viel zu viel bekommt für seinen easy Job oder der Abstand vielleicht nicht mehr "angenehm" erscheint.

Wenn es in einem (staatlichen) Betrieb ist bei dem ganz offizielle Gehaltstabellen gibt dürfte das ohnehin kein Geheimnis sein, aber ansonsten ist es am Ende halt mal Privatsphäre, was geht Dich das überhaupt an? :cool:

Der Vergleich zu Unternehmern ist natürlich ein toller Gag. Dort wird natürlich niemals geflunkert, gelogen oder geschummelt. Dass es dort "entspannter" zugeht dürfte wohl kaum überraschen ?
 
  • #8
Also in meinem Freundes- und Bekanntenkreis weiß man, was der andere verdient zumindest so ungefähr. Man weiß ja was man für einen Job hat und irgendwann spricht man vielleicht auch darüber, wenn es sich ergibt. Man sieht ja auch was die anderen sich leisten.

Wenn einer einen neuen Job anfängt, berichtet er natürlich stolz, dass er jetzt mehr verdient oder was er verdient, da gibt es wenig Hemmungen. Man redet darüber und beratschlagt sich auch einfach.

Ich habe auch Freunde, die richtig viel und gut verdienen und die trotzdem ganz liebe bodenständige Menschen sind. Über Geld zu sprechen ist bei uns einfach nicht wichtig, mir ist völlig Wurst, da irgendwelche Zahlen zu kennen. Ich kenne ihren beruflichen Werdegang, sehe wo und wie sie wohnen, was sie für Autos fahren und wo sie urlauben. Da kann ich mir schon einiges zusammenreimen ohne dass ich irgendwas wissen will oder muss. Wozu auch? Ich freue mich für sie, wenn es ihnen gut geht und sie glücklich sind.

Wie wichtig es hingegen ist zusammenzuhalten, habe ich im letzten Jahr gesehen.
 
  • #9
Es gibt verschiedene Gründe:

1. Man möchte Bescheidenheit zeigen und findet es angeberisch, seine Einkünfte preiszugeben.
So empfinde ich es auch.

2. Man möchte nicht subtil manipuliert werden , die Runde am Tisch zu übernehmen, nur weil man mehr verdient .
Mir ist es schon ein paar mal so gegangen , von weniger verdienenden (Teilzeit) oder nicht berufstätigen Leuten angegraben zu werden , weil ich mehr arbeite und auch mehr verdiene, dann könne ich doch gleich den Kaffee etc zahlen.

3. Manche Väter geben ihr wahres Einkommen nicht an, damit sie nicht so viel Unterhalt für ihre Ex bzw Kinder zahlen müssen. Sie möchten vermeiden , dass die Ex erfährt, wie viel sie tatsächlich einnehmen.
 
  • #10
Daher die Frage, warum scheut sich der normale Deutsche sein Gehalt offen anzusprechen?
Neid in jedwede Richtung?

Wenn dann aber mal gefragt wird, schrecken die meisten davor zurück einfach auszusprechen was sie genau verdienen.
Selbstverständlich! "Ich komme über die Runden." Das ist meine Standardantwort.

ErwinM, 53
 
  • #11
Ich kenne aus Unternehmerkreisen durchaus, dass man ein gutes oder auch ein schlechteres Jahr hatte. Und das auch so kommuniziert wird. Gerade jetzt, nach Corona, geht es einigen Branchen nicht gut.
Die Bilanz veröffentlichen muss ja nicht jedes Unternehmen.
Dann gibt es auch noch die berühmten Unternehmer, die Umsatz mit Gewinn "verwechseln" - oder die Unternehmen, die Gewinne geschönt haben, da ein Verkauf ansteht. In den beiden Bereichen wird gerne über Geld gesprochen ......
Ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wer besonders prahlt, es meist auf meine paar Kröten abgesehen hat.
 
G

geloeschter Nutzer

Gast
  • #12
Es beginnt schon dabei, dass es überhaupt erst als unhöflich angesehen wird zu fragen was jemand verdient.
Weil dann in Deutschland sofort Neid aufkommt. Der deutsche Gerechtigkeitswahn macht es unmöglich, zu akzeptieren, dass jemand anders 3% mehr verdient, siehe Gender-Pay-Gap-Diskussion.
In anderen Ländern würde man dann Gehaltsverhandlungen führen, hier schreibt man einen Leserbrief in der Emma.

Mein Gehalt ist übrigens völlig problemlos öffentlich einsehbar. Ich persönlich frage niemanden, weil mir das völlig egal ist.
 
  • #13
Woher kommende diese kleinbürgerlichen Komplexe?
Für mich ist das nicht ein kleinbürgerlicher Komplex, es ist was ganz Persönliches, Privates, Intimes, das geht schlicht einfach niemand was an, es reicht völlig, wenn andere einen schon einschätzen, aufgrind seines Lebenstandards, wie: Wohnlage, Haus, Auto etc. Punkt!
In Unternehmer Kreisen läuft es deutlich entspannter. Wenn es ein gutes Jahr war erzählt man seinen Kollegen das Betriebsergebnis und wenn es ein schlechtes Jahr war erzählt man eben auch dass man gerne 2 Millionen Verlust hatte.
Dieser Vergleich hinkt!
Daher die Frage, warum scheut sich der normale Deutsche sein Gehalt offen anzusprechen?
Wie schon gesagt, das geht niemand was an!
 
  • #14
Hier in Österreich erntet man auch schräge Blicke, wenn man sein Gehalt verrät oder seinen Kontostand. Hat wahrscheinlich auch viel mit Statusdenken zu tun. Ich persönlich hab mit sowas kein Problem, ich würde jedem sofort mein Gehalt mitteilen. Mein Exfreund verdient 4 oder 5 mal so viel wie ich, er hat mir sein genaues Gehalt aber nie verraten (nur einen ungefähren Betrag). Er ist aber auch einer von dieser Sorte, die denkt, über Geld spricht man nicht. Das passt sehr gut zum erzkonservativen Eindruck, den er bei mir hinterlassen hat. Alles sehr regelkonform, sehr gesittet, sehr wohlhabend und elegant.
Er hat mir auch erzählt, dass er zwar gut verdient aber auch hohe Fixkosten hat und ihm deshalb auch nicht viel mehr übrig bleibt als mir.
Unter Normalo verstehe ich z.b. eine Krankenschwester, eine Angestellte im öffentlichen Dienst. Deren Gehalt kann man im Internet nachlesen und weiß auch ca. Bescheid, wie gut welcher Beruf bezahlt ist.
Denn jemand mit 2500 netto weiss nicht, dass jemand mit 5000 netto halt auch höhere Ausgaben hat und nicht einfach nur 2500 mehr hat. Das weiss einer erst, wenn er das ebenfalls zur Verfügung hat.
Wie meinst du das? Welche höheren Ausgaben?
Meine schöne 70qm Innenstadtwohnung würde ich bestimmt nicht kündigen, wenn ich morgen eine Gehaltserhöhung bekäme. Mein Auto ist auch erst ein Jahr alt und vollkaskoversichert. Glaubst du, dass wenn ich heute mehr verdiene, mir morgen einen Jaguar kaufen will?
Mein Exfreund könnte auch in eine Wohnung ziehen, jetzt wo er Single ist, das würde ihm unglaublich hohe Kosten ersparen und er hätte viel mehr von seinem Geld. Außerdem, wozu braucht man als älterer alleinstehender Mensch ein eigenes Haus für sich allein? Für ältere Herren, denen das Putzen und die Gartenarbeit jahrzehntelang von der Ehefrau abgenommen wurde, ist ein großes Haus mit Grund und allem drum und dran doch eher eine Belastung. Sowohl finanziell als auch vom Arbeitsaufwand her. Oder sprichst du von Steuerzahlungen?
 
  • #15
In dem Zusammenhang allgemein interessant für dich könnte Max Webers "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" sein.

In meiner Familie und meinem engeren Freundeskreis wird übrigens sehr offen über Geld geredet, schon immer. Ich frage Freunde und Kollegen auch einfach so ganz normal nebenbei, wie ihre Bewerbungsverfahren abliefen und wie sie bezahlt werden und alles, was damit zusammenhängt. Ich bin neugierig und es interessiert mich, was man wo macht, wie der Arbeitsalltag aussieht und natürlich auch, was man womit verdient und was es sonst Bemerkenswertes gibt, ich rede neben anderen Themen allgemein gerne über berufliche Details, Geld, Immobilien, Investitionen, Versicherungen, Vorsorge, Pläne, Organisation, Bürokratisches und andere lebenspraktische Themen, ich frage auch nach Handyverträgen, Fahrkarten- und Hotelpreisen, Quadratmetern oder wie die Leute ihre Daten sichern, das sind für mich ganz normale Erwachsenenthemen, die sich im Gespräch ergeben, ehrlich gesagt hat mich das schon als Kind interessiert.

Mir ist aber auch aufgefallen, dass das woanders nicht immer so üblich zu sein scheint. Ich habe mich schon als Kind gewundert, dass die meisten meiner Mitschüler keine Ahnung hatten, was ihre Eltern eigentlich verdienen oder was genau sie arbeiten, fand ich sehr befremdlich. Dabei ist das doch spannend und interessant.
In der Familie meines Partners fällt mir auch auf, dass sie meistens eher oberflächlich über z.B. ihre Arbeit reden, da wird kurz ein neuer Job erwähnt und fertig. Ich weiß teilweise genauer, was die Schwester meines Partners arbeitet, als er selbst, weil ich in Gesprächen konkret nachfrage, was genau sie eigentlich am Computer macht und welche Anfragen genau sie bekommt und wie viele am Tag und wie genau sie ihren Alltag mit ihrem Kind zeitlich organisiert, was genau die Babysitterin kostet und wo sie die gefunden hat und natürlich auch, was sie verdient und ob sie fürs Homeoffice eine Extra-Pauschale für Strom und Heizen bekommt und wie Dienstreisen extra vergütet werden und zwischen welchen Dienstwagen sie wählen kann und so weiter, ich finde solche Details einfach total interessant, ich lasse mir auch von meinem Partner immer alle Details von seiner Arbeit erzählen und weiß dadurch inzwischen so gut über seine Firma und seinen Arbeitsalltag Bescheid, dass ich ihm sogar mal ein Motivationsschreiben für eine Beförderung entworfen habe, ich hab mich total hineinversetzt und habe mich in dem Moment selbst viel mehr mit der Firma identifiziert und war glatt motivierter als er, mir ist sogar die eine oder andere sehr stilvolle Insider-Anspielung gelungen ... ?

Ich habe festgestellt, dass die meisten sich eigentlich freuen, wenn man Interesse an den Details ihres Lebens zeigt, naja, und die Arbeit macht ja einen größeren Teil davon aus, ich liebe diese Geschichten.
Aber so wie Sex, Politik und Religion gehört wohl auch Geld für manche zu den Tabuthemen.
w27
 
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geloeschter Nutzer

Gast
  • #17
Ein schönes Beispiel zum Thema „Geld in Deutschland“.
Wie meinst du das? Welche höheren Ausgaben?
Meine schöne 70qm Innenstadtwohnung würde ich bestimmt nicht kündigen, wenn ich morgen eine Gehaltserhöhung bekäme.
Wer in alten zugigen 45 qm wohnt, würde sich aber vielleicht ebenso Deine Wohnung gönnen wie…
Mein Auto ist auch erst ein Jahr alt und vollkaskoversichert.
…ein schönes neues Auto, wenn das alte sonst im Winter jeden zweiten Tag nicht anspringt. Es gibt eben Gehaltsgrenzen, ab denen ein Mehrgehalt nicht unbedingt nötig ist. Und Du hast vermutlich zu Studentenzeiten auch nicht mit schönem Auto so logiert, sondern erst: als Du mehr verdient hast. Vielleicht gehst Du dann einmal mehr in Urlaub oder zweimal im Monat essen, wenn Du mehr Geld bekommst. Heute wieder BaföG wäre ein Problem.

Die Teilzeit-AE, die mit 1500 Euro zwei Kinder mit durchbringt, könnte sicher noch mehr Geld ausgeben und würde Deine beiden Aussagen als sinnloses Herumgeprotze empfinden. Küchen statt Brot tuts doch auch.

Wer mehr verdient, leistet sich auch mehr Ausgaben, die zunächst mal fix sind. Sei es das Fitnessstudio, das Theaterabo, das teurere Auto oder auch einfach andere Kleidung, die teilweise beruflich notwendig ist.
Außerdem, wozu braucht man als älterer alleinstehender Mensch ein eigenes Haus für sich allein?
Hier auch. Steht einfach so leer rum und dient nur als Sparbüchse. Brauch ich gar nicht mal wirklich. Und jetzt?
Für ältere Herren, denen das Putzen und die Gartenarbeit jahrzehntelang von der Ehefrau abgenommen wurde, ist ein großes Haus mit Grund und allem drum und dran doch eher eine Belastung.
Ein dummes Vorurteil, dafür gibt es Dienstleister.

Kannst Du aber doch eigentlich gar nicht beurteilen. Da fängt das Problem, um das es hier ganz grundsätzlich geht, übrigens an. In Deutschland meint jede, beurteilen zu müssen, wie andere richtig leben und ob 70qm Innenstadtwohnung reichen oder nicht. Insofern ist Dein Beitrag ein schönes Beispiel dafür, warum man Diskussionen zum Thema Geld oder Vermögen hier gar nicht erst anfängt.
 
  • #18
Meine Meinung: Weil es zur deutschen Kultur gehört (Anstand und Sitte) … man prahlt nicht mit seinem Gehalt, sondern hält damit hinterm Berg und lebt bescheiden, um es mal überspitzt auszudrücken.

Es ist (für mich) auch überhaupt nicht in der deutschen Lebensweise verankert, dass man stolz auf Wohlstand sein darf, weil man hart gearbeitet hat (ist eher so ein amerikanisches Ding).

Zumal könnte man damit auch Neid erzeugen. Viele Deutsche können einfach nicht gönnen können, was vermutlich in der Geschichte liegt.?

Die Gehaltsspanne von „Normaleinkommen„ zwischen 500 Euro und 5000 Euro netto finde ich enorm! Da sitzen ja der sozial Bedürftige (der kaum über die Runden kommt) und der Abteilungsleiter einer größeren Firma auf einer Bank! Oder hast Du dich da vertippt?
5000 netto für den Abteilungsleiter? Das wäre durchaus ziemlich wenig, glaube mir.
 
  • #20
Mich persönlich interessiert es überhaupt nicht wie viel andere verdienen und wofür sie ihr Geld ausgeben.

Ich hätte grundsätzlich auch kein Problem damit, mich darüber zu unterhalten, wenn es denn jemanden interessiert.

Wobei ich mich eher auf der anderen Seite befinde. Ich muss mich nicht sorgen, dass ich wegen meines Einkommens ausgenutzt werden könnte. Ich wurde bei solchen Unterhaltungen dann eher - für mich befremdlich - bemitleidet. Deshalb sage ich heute auch nur "genug".

Meine 90qm Wohnung für zwei Personen liegt zentral, ich brauche kein Auto und nehme daher den günstigeren Bus, wenn mir der Fußweg zu lang ist. Mein Ableben ist bereits abgesichert, das Kind ist abgesichert. Wir haben alles, was wir brauchen, erfüllen uns genügend Wünsche; daher gönne ich mir in TZ zu arbeiten, vielleicht sogar so lange, bis Kind ausgezogen ist. Ich mag meinen Job und die Arbeitsbedingungen.

Hinter dem Wunsch sich über das Einkommen auszutauschen liegt meiner Meinung nach, der Wunsch, sich zu vergleichen und zu messen. Das Interesse dafür fehlt mir in dieser Hinsicht einfach. Welche Prioritäten jeder für sich im Leben setzt bleibt demjenigen selbst überlassen.
 
  • #22
Was hätte ich davon, wenn ich weiß, was andere verdienen? Sind das dann andere Menschen? Sicher nicht. Beurteile ich einen Menschen über seinen Verdienst und seinen Besitz? Nö. Menschen die sich und andere über Geld und Besitz definierten, fehlt es meiner Meinung nach an @INSPIRATIONMASTER s viel zitierten S-Werten.
Stimme deinem gesamten Beitrag zu 100 % zu! Wer sich am Geld orientiert, zeigt seinen wahren und typischen Finanzmarkt-Charakter, bei mir ist auch das völlig anders: nicht ich orientiere mich nach dem Geld, sondern das Geld hat sich nach mir zu oerientieren, ist mir also untergeordnet und das schon immer! Viele Leute leben in der Geldrauschmentalität und in der Geldrauschsucht, sind ständig am shoppen und am kaufen, um so ihre "S" Defizite zu überdecken und zu kompensieren! In der liebevollen Welt spielt Geld jedoch keine Rolle! Was provok. zum Nachdenken: "wer fürs Geld arbeitet, ist korrupt!" Lateinisch corruptio: ‚Verderbnis, Verdorbenheit, Bestechlichkeit') ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung.
Wenn ich gefragt werde, erzähle ich es offen.
Das geht bei mir überhaupt nicht! Ich frage andere danach auch nicht!
Also in meinem Freundes- und Bekanntenkreis weiß man, was der andere verdient zumindest so ungefähr. Man weiß ja was man für einen Job hat und irgendwann spricht man vielleicht auch darüber, wenn es sich ergibt. Man sieht ja auch was die anderen sich leisten.
Mich interessiert es ganz einfach nicht, welches EK andere haben, und andere hat es umgekehrt nicht zu interessieren, welches EK ich habe!
Menschen sind so erzogen, dass sie sich in vielen Situationen, ständig im Wettbewerb vergleichen, für mich unreif, das geht bei mir auch nicht!
 
F

Frau43

Gast
  • #23
Es ist meine Angelegenheit und fertig.
Ich verdiene sehr gut und möchte das niemanden auf die Nase binden.
Ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen warum ich kein Auto habe oder markenlose Klamotten kaufe oder keine Hunderte für einen Friseurbesuch oder ein Sterne-Restaurant ausgebe,
Ich reise viel - allerdings auch lieber länger als Luxuriös und ich kaufe Immobilien statt zu mieten.
Mein Geld, meine Angelegenheit!
Und wenn ich sehe dass es jemand schlecht geht, dann helfe ich gerne. Aber ich werde nicht für Unsinn angeschnorrt nur weil ich mehr als die meisten habe.
Ich habe meine Ruhe - und es interessiert mich auch wenig was die andern haben.
Ich kenne Leute mit wenig Einkommen welche gut haushalten können und happy sind. Andere verdienen sehr viel und sind trotzdem immer pleite - Einkommen sagt also wenig aus.
 
  • #24
Für mich ist das nicht ein kleinbürgerlicher Komplex, es ist was ganz Persönliches, Privates, Intimes, das geht schlicht einfach niemand was an, es reicht völlig, wenn andere einen schon einschätzen, aufgrind seines Lebenstandards, wie: Wohnlage, Haus, Auto etc. Punkt!
Dieses Mal stimme ich dir zu. Allerdings frage ich mich wie es dann aussieht wenn man in einer Beziehung ist und evtl sogar noch zusammen zieht. Dann sollte man ja schon wissen was der andere verdient. Man hat ja da auch Ausgaben. Es wäre ja ungerecht wenn derjenige der weniger verdient genau gleichviel bezahlt.
 
  • #25
Verstehe ich nicht.
2500 netto sind 2500 netto.
5000 netto sind 5000 netto.
Was denn für höhere Ausgaben?
Ist ein bisschen ein anderes Thema, aber tatsächlich steigen oft die Ansprüche und Kosten, je älter man wird und je mehr man verdient, sodass jemand, der in seiner Jugend wunderbar mit 800 Euro über die Runden kam, später bei 2000, 3000 oder 5000 Euro jammert, dass es nicht genug wäre, weil "die Ausgaben gestiegen sind". Selbst Millionäre, ja, Milliardäre haben oft nicht genug.

Mir haben als Kind und Jugendliche 25 Euro "netto" Taschengeld gereicht, davon habe ich Kleidung, Kino, Schwimmbad, Bücher und alles mögliche gekauft. Jetzt sind meine Kleidungs-, Kultur- und Sportausgaben deutlich höher. Ich kann mir alles leisten, was ich will, aber wenn ich mehr verdiene, könnte ich theoretisch von allem die höhere Preiskategorie wählen, das machen viele im Laufe der Zeit ganz automatisch und unbewusst. Zum Beispiel kann man günstiges Essen kaufen oder in den Bio- und Feinkostladen gehen, man kann ein T-Shirt für 2 Euro, 20 Euro, 80 Euro, 200 Euro oder über 1000 Euro kaufen. Ich kann ein Fahrrad für 200 Euro kaufen, für 1000 Euro, für 2000 Euro oder für 8000 Euro, nach oben fast keine Grenzen ... Ich habe mehrmals live erlebt, wie ein ehemals schludriger Student plötzlich im maßgeschneiderten Anzug und teuren Lederschuhen daherkam, weil es jetzt "erforderlich" war. Dann verdient er mehr, hat aber auch höhere Kosten, das läppert sich.

Ich könnte wetten, dass fast alle hier auf die eine oder andere Art ihren Lebensstil ihrem Gehalt, Alter und Milieu anpassen und die Produkte aus der entsprechenden Kategorie wählen.
w27
 
  • #27
Über Geld und Vermögen spreche ich nur mit Freunden, denen das ähnlich geht wie mir. Da kann ich über Geldanlage und Aktien sprechen. Mit Menschen, denen das links hinten vorbei geht ist das ja wenig sinnvoll. Leider weckt das auch bei falschen Leuten Begehrlichkeiten, möchte ich nicht. Deshalb halte ich mich da zurück. Was da ist wissen nur wenige Leute.
 
  • #28
Deine Aussage, dass Unternehmer sich gegenseitig mit Vergnügen ihre Gewinne mitteilen, halte ich erstmal für falsch. Das kenne ich so nicht. Das mag im Kreis von Unternehmern üblich sein, die auf Sylt bei Gosch mit dem Maibach vorfahren und sich gegenseitig mit der Rolex vor der Nase rum wedeln. Die Unternehmer, die ich kenne, machen das nicht.
Dito und das sind z.T auch Menschen mit Eigentum auf Sylt ;-) Da wo es wirklich Geld gibt, wird kaum darüber gesprochen.
Meistens geht es eher um Gespräche über Anlagemöglichkeiten und Wertsteigerungen von vorhandenem.
Wer Geld zum Thema macht, hat meistens weniger als geprahlt oder muss sich ständig über seinen Wohlstand definieren. Not my cup of tea.
Mich interessiert nicht, was andere verdienen. Weil ich den Wert meiner Freunde nicht am Einkommen bemesse.
Genau so!
 
  • #29
In Unternehmer Kreisen läuft es deutlich entspannter. Wenn es ein gutes Jahr war erzählt man seinen Kollegen das Betriebsergebnis und wenn es ein schlechtes Jahr war erzählt man eben auch dass man gerne 2 Millionen Verlust hatte.
Ich weiß ja nicht in welchen Unternehmerkreisen du verkehrst, aber ein Betriebsergebnis sagt nicht darüber aus was ein Unternehmer verdient.
Ich bin seit über 20 Jahren mit einer Gruppe aus etwa 25 Unternehmerinnen und Unternehmern freundschaftlich verbandelt.
Wir treffen uns außerhalb von offiziellen Anlässen zwei mal im Jahr.
Vertreten sind dort vom Handwerksmeister mit 10 Ma bis zum Gf Gesellschafter mit fast 2000 Ma.
Und dort weiß niemand was der/die andere tatsächlich verdient.
Wie Tom schon sagte, betriebswirtschaftliche Zahlen sind meist öffentlich zugänglich.
Aber was die Inhaber verdienen, darüber spricht bei uns ganz selbstverständlich niemand.
Und das geht auch niemandem in meinem äußeren Umfeld etwas an.
Darüber spreche ich maximal hier, denn hier sind wir anonym und es juckt auch nicht wirklich jemanden.
Aber in meinem Umfeld in dem ich mich bewege ist mein Haben kein Thema für mich.
Es reicht wenn ich mein Hab und Gut mit anderen nach meinen Befindlichkeiten teile, darüber sprechen muss ich nicht.
Und wer mich kennt und eins und eins zusammen zählen kann, der kann erahnen dass es mir ganz gut geht.
Es sind immer die, welche neugierig sind , die selber nix auf die Reihe bekommen haben. Die welche zufrieden sind, weil es ihnen auch mit weniger gut geht und einfach gönnen können, die stellen solche Fragen wie du gerade erst gar nicht.
M51
 
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geloeschter Nutzer

Gast
  • #30
Was hätte ich davon, wenn ich weiß, was andere verdienen? Sind das dann andere Menschen? Sicher nicht. Beurteile ich einen Menschen über seinen Verdienst und seinen Besitz? Nö.
Ich orientiere mich am vermuteten Einkommen und wahrgenommenen Lebensstil anderer, z. B. um sie nicht zu brüskieren. Und wenn ich alleine nach Zermatt Ski fahren gehe, schlage ich das in einer Skigruppe mit Freunden nicht vor, wenn ich weiss, dass die sich das nicht leisten können. Und nein, natürlich erzähle ich auch nicht die ganze Woche, dass die Pisten in Zermatt schöner sind als im Allgäu.
Für mich hat die Einschätzung der Lebenssituation anderer also schon auch etwas damit zu tun, was sie verdienen. Und damit habe ich etwas davon, dass ich es weiß.
Es sind immer die, welche neugierig sind , die selber nix auf die Reihe bekommen haben.
Und die Folgerung ist dann immer, dass die Lohnverteilung ungerecht ist, weil sie weniger haben…
Das verstehe ich auch nicht. Das einzigste ist die Einkommensteuer.
Ich verstehe jetzt wenigstens, dass Du das nicht verstehst…?
 
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