Lieber Fragestelle(r)/in,
Zitat:" Die Chance bestünde darin, die/den andern nun wirklich als anderen Menschen sehen zu lernen und nicht (nur) als Ideal-Ergänzung zum eigenen Ich. "
Aber ist das nicht immer so in einer Beziehung, unabhängig von der Kennlernphase/Anfangsverliebheit.
Selbst wenn es in der ersten Zeit (sagen wir im 1. Jahr) keinen Mismatch (ich verwende der Einfachheit halber Thomas Wording) gibt, so entwickeln sich doch Partner innerhalb eines Zeitraumes x möglicherweise in unterschiedliche Richtungen, entwickeln sich unterschiedlich schnell, bleiben stehen, ändern Vorlieben ... dann müsste ja jede Beziehung scheitern, wenn er beginnt Tennis zu spielen und sie trifft den Ball nicht/hat keinen Spaß dran und geht lieber zu Arobic (um es herunter zu brechen auf eine banale Verschiedenheit).
Allein, wie Nachwuchs Menschen/Paarbeziehungen verändert (vom Abendteurer zum Couchpotatoe, vom Macho zum verantwortungsvollen Vater, von der sportlich-attraktiven-intelligenten Studentin zur kurzhaarigen leicht übergewichtigen Hausfrau, die mit ihrer Freundin nur noch über Windelqualität spricht).
Ich denke zurück an meine Jugend mit 16, meine Studienzeit, meine früheren Verliebtheiten und Partner, meine Ehe, mein Jetzt.
Da war alles dabei und ich habe mich definitiv sehr sehr verändert. Meine Werte haben sich verändert, mein Hobbies, meine Partnerwahl.
Mit einem einzigen Partner durchs Leben gehen oder auch nur eine langfristige Beziehung zu haben erfordert doch, dass wir uns immer wieder dieser Veränderung stellen, der eigenen und der des Partners. Der Witz daran, ob eine Partnerschaft hält ist doch genau die Fähigkeit, sich zu entwickeln (und zwar nicht in völlig konträre Richtungen) und vor allem zuzulassen, dass sich der Partner in seiner eigenen Geschwindigkeit entwickelt. Und dazu all das, was JoeRe in #9 eben sagte, ohne es einzeln zu wiederholen.
Für mich gibt es daher sowohl bei engen Freundschaften, als auch bei Partnern nur diesen einen NoGoTyp:
Jemand glaubt von sich ein "fertiger Mensch" zu sein, schaut mich bei dem Wort "Persönlichkeitsentwicklung" fragend an, kommt zu dem Schluss, er brauche so etwas garantiert nicht, weil er schon vollkommen sei und nur er richtig tickt und die Welt in Ordnung wäre, wenn nur die anderen sich ändern würden, glaubt womöglich sogar noch an die schicksalhafte Begegnung mit der Idealbesetzung und alles wird gut.
Gäbe es die Veränderung nicht, dann wäre doch das eigene Leben und auch jede Beziehung stocklangweilig, man würde einander überdrüssig, weil man sich irgendwann alles erzählt hat, sich in- und auswendig kennt, vielleicht gegenseitig die Marotten akzeptiert, Lösungen geschaffen hat oder aber jeweils die den anderen für das ewig Gleiche kritisiert, ohne Aussicht auf Veränderung. (je nachdem, ob problem-oder lösungsorientierte Menschen zusammen kommen ;-).
Fazit: Natürlich besteht die Chance für eine dauerhafte Beziehung darin, die/den andern nun wirklich als anderen Menschen sehen zu lernen und nicht (nur) als Ideal-Ergänzung zum eigenen Ich. Das ist keine Frage, das ist die Antwort!
LG
Mary, w/47