Hallo an die Fragestellerin,
ich habe da Erfahrung..., die Scheidung kam nach neun Jahren Ehe (aber auch mit 20 geheiratet), unser Kind war damals 5 und ist jetzt auch 20. Dann hat jeder einen anderen Partner ausprobiert, der Kontakt über das Kind blieb. 5 Jahre nach der Scheidung fing es wieder an..
Die wichtigste Frage, die man (frau) sich stellen muss, heißt: Wie soll der Partner sein, welche Eigenschaften soll er haben, und welche können noch sein? Die meisten befassen sich damit, was sie nicht wollen. Der Weg ist verkehrt. Es ist die einfachste Sache, dem Partner die Fehler vorzuhalten, die Frage ist, mit welchen kann ich leben? (Dazu sind manchmal ein paar schriftliche Notizen nicht schlecht - wegen der Klarheit)
Was haben wir gemacht? Da wir beide gut kommunikativ sind, haben wir oft genug beim Bier oder anderes gesessen auf neutralem Boden und Dinge, die in der Ehe passiert sind, nochmal Revue passieren lassen. Situationen, die verletzend waren, mit Überreaktionen vergolten wurden, wurden besprochen. Und zwar ohne die üblichen Vorwürfe, wie " Du hast ja auch schon immer...u.sw.",das hat viele Nächte gedauert, das hat auch Tränen gekostet auf beiden Seiten,und bestimmt auch ein ganzes Fass Bier, (bitte jeder findet da seine Variante) und ganz viel kam jetzt erst heraus, warum eigentlich so schlimm reagiert wurde, warum bestimmte Dinge passiert sind.(angelernte Reaktionsmuster aus der Kindheit - ist bei uns wirklich so) Aber klar wurde uns, dass das, was wir jeweils von Partnern wollen, wir eigentlich schon haben. Wie lange braucht man, um wirklich jemand zu kennen? Je älter man wird, umso länger braucht man und die Unbeschwertheit der Jugend ist weg. Also wir jedenfalls kamen wieder zusammen. Eltern raushalten ist ganz wichtig.
Ein schöner Nebeneffekt trat ein über das Besprechen der Vorkommnisse - wirkliche Vergebung - dass heißt, wenn man heute an diese Situationen denkt, sind sie schmerzfrei. frei von Wut und Zorn und Verletzheit. Wir blieben bei unseren beiden Wohnungen, Konten, und was sonst noch alles ist. Aber die Freizeit und die Wochenenden wurden "in familia" verbracht, zu dritt gereist, und wieder zusammen Ziele gesteckt, und die "katastrophen des Lebens" bewältigt. Kind freute sich.
Also von 99-08 war das alles ganz prima und wieder eine unglaublich schöne Zeit. Jetzt ist wieder alles anders. er ist jetzt 47, und in einer für ihn sehr belastetenden und besonderen Situation in seinem Leben. jedenfalls hat er mir Ende letzten Jahres erklärt, er braucht mich nicht und ich soll ihn lassen, also nix mehr mit Gemeinsamkeit. Er ist natürlich irgendwie auch der Maßstaab geworden für alle"Nachfolger". Das was ich will, von einem Partner, weiß ich nämlich schon lange. Was ich dafür zu bieten habe, auch. Wie ich damit umgehe? Ganz einfach: Alles zu seiner Zeit. Und das war nochmal eine gute Zeit, die ich nicht missen möchte und nichts bereue.
So nun wieder zu Dir, liebe Fragestellerin. Es geht, wenn man sich selbst im Klaren ist darüber, was man will, und bis zu welchem Punkt Kompromisse gemacht werden. Wenn nicht, dann lasse es. Übrigens, das mit dem Aufschreiebn hilft wirklich, macht es gegenseitig.
Viele Grüße Ch.