Ja, ist meiner Ansicht nach schon sehr schwierig, besonders je älter man wird, desto auffälliger wird dieses Defizit. Ich war auch ein Leben lang eine schüchterne, verklemmte Frau. Dadurch sind mir viele tolle Männer durch die Lappen gegangen, die einfach kein sonderliches Interesse an mir hatten, weil ich:
A) einfach nichts zu erzählen hatte und zu ruhig war, auch beim Date nie was von mir erzählt habe (bin kein Ja-Sager und habe meine eigene Meinung, aber die band ich niemandem auf die Nase, sondern ich war einfach nur still).
B) mich nicht traute, mich ordentlich zu artikulieren, verführerisch zu sprechen oder ein Gespräch anzufangen und gestottert habe
C) weil ich auch in anderen Dingen viel zu verklemmt und verschlossen war. Ich wirkte aufgrund meiner Schüchternheit immer mysteriös und unnahbar. Bis zu einem gewissen Grad ist das toll, aber spätestens beim ersten Date stellt man schnell fest, dass das langweilig und schwierig wirkt und man dadurch auch unreif und unerfahren wirkt und eine Beziehung damit nicht möglich ist. Das mag mit 20 noch ok sein, aber als ältere Frau hat man damit Null Chancen auf dem Partnermarkt - besonders nicht, wenn man es auf besondere Männer abgesehen hat, die es zu beeindrucken gilt mit sprachlicher Kompetenz.
Mir war das selber immer ein Graus, und somit ich habe an dem Defizit gearbeitet, weil ich Interesse daran hatte, besser aufzutreten, besser sprechen zu können, mutiger agieren zu können, zur Gesellschaft zu gehören, und auch aus mir Herauskommen zu können, z.B. auch beim Sex.
Ich konnte das alles vorher überhaupt nicht. Es bereichert einen ungemein, wenn man versucht, an sich zu arbeiten. Dass das viele Jahre Training braucht, dürfte aber klar sein.
Heute sage ich selbst, Schüchternheit ist absolut ätzend und ein No-Go. Besonders über 30. Rethorik gehört einfach zum Leben (heute mehr denn je) und verschafft einem beruflichen und privaten Erfolg.
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