@ Frederika:
Ich möchte nur auf das eingehen, was Du wegen der Kindererziehung gesagt hast. Klar ist, dass Du einige Jahre mit Deinem Erwerbsleben aussetzen würdest, weil DU Dich um Deine Kinder oder Dein Kind kümmern möchtest. Das habe ich hoffentlich richtig verstanden. Andererseits darf ja davon ausgegangen werden, dass Du eine solche Entscheidung mit Deinem Freund zusammen treffen würdest. Und die meisten Männer sind natürlich hocherfreut wenn sich ihre Partnerin, also die Mutter, um die Kinder kümmert und sie nicht in eine Kita oder zu einer Tagesmutter gegeben werden. Denn zum einen ist natürlich die Betreuung durch die Mutter individueller, liebevoller usw., zum anderen spart man damit recht hohe Kosten.
Die meisten Männer sind jedoch auch heute nicht bereit, die Elternzeit 50:50 zu nutzen, sondern nehmen - wenn überhaupt - gerade mal ein paar Wochen oder Monate wahr. Von Deinen anderen Postings weiß ich, dass Du mit einem Mann, der sich statt der Mutter Vollzeit um das Baby kümmern würde, auch ein Problem hättest bzw. das unmännlich fändest. Wir scheinen in dieser Hinsicht halbwegs ähnlich zu ticken. Auch auf mich wirken z.b. Väter, die ihren Nachwuchs in Tragetüchern auf dem Bauch vor sich herstolzieren immer ziemlich abtörnend. Andererseits finde ich es gut wenn auch Männer zumindest teilweise Elternzeit nehmen, damit der Kontakt zum Kind nicht nur abends und am Wochenende stattfindet. Habe z.B. von Männern gehört, die gar keinen richtigen Draht zu dem Baby bekamen, da sie dies immer nur abends ein paar Stunden und eben an den Wochenenden sahen. Das kann weder für das Baby noch für den Vater toll sein, auch, wenn das Baby mit der Mutter schon seine Hauptbezugsperson hat...
Aber jetzt mal zum finanziellen Aspekt: Wenn Du mehrere Jahre aussetzt, hast Du in der Zeit kein eigenes Gehalt. Das wird natürlich kompensiert, in dem Ihr dann vom Gehalt des Mannes lebt, was im Normalfall ja durchaus möglich sein wird. Schließlich war es damals gang und gäbe, dass die Männer allein und zwar dauerhaft eine ganze Familie ernährten. Aber in der Zeit, in der Du nicht arbeitest, kannst Du auch keine staatlichen Rentenansprüche erwerben. Auch hast Du dann kein eigenes Geld um in eine private Altersvorsorge einzuzahlen.
Wenn eine Frau im Abstand von, sagen wir mal jeweils ein, zwei Jahren drei Kinder bekommt, ist sie auf diesem Wege ja schnell 10 Jahre aus dem Berufsleben draußen. Demnach erwirkt sie auch dementsprechend weniger Rentenansprüche. Aber damit sind die Folgen ja noch nicht vollständig aufgezählt. Eine Frau, die nach 10 Jahren zurück in den Beruf will, hat es natürlich in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit enorm schwer überhaupt wieder einen Fuß in die Türe zu bekommen. Überall wird sie sich anhören müssen, dass sie ja "so lange raus" war, wichtige Weiterentwicklungen, Innovationen, Fortbildungen usw. verpaßt hat. Ich meine das jetzt auch nicht konkret auf Dich bezogen, sondern eher auf die Allgemeinheit der Frauen, die wegen der Kindererziehung jahrelang aussetzen. Bei Dir mache ich mir überhaupt keine "Sorgen", denn ich weiß aus Deinen Beiträgen hier, dass Du enorm gut ausgebildet bist und ich kann des Weiteren aufgrund Deiner zahlreichen und stetig anspruchsvollen Postings auf Deinen hohe Intelligenz und Bildung schließen. Aber denk die Sache mal für viele andere Frauen durch, vielleicht auch mal für Nicht-Akademikerinnen..
Während die Frau also pausiert hat, sind ehemalige Kolleginnen und Kollegen weiter aufgestiegen oder haben sich zumindest beruflich weiter entwickelt. Jetzt möchte die Frau nach Jahren in ihre alte Firma zurück und muss feststellen, dass mitunter Kollegen, denen sie früher weit überlegen war, nun aufgestiegen sind während sie - wenn überhaupt - ihre alte Position zurückbekommt. Und auch da wird sie sich erst mal mächtig behaupten müssen, weil sie ja so lange weg war. Schlimmer wird es noch für diejenigen Frauen, die vor der ersten Schwangerschaft noch nicht lange gearbeitet haben und denen es folglich nicht nur an Aufstiegserfahrung, sondern an nennenswerter Berufserfahrung fehlt.
Ich denke, es ist klargeworden, was ich meine. Da es also gemeinhin nicht nur der Wunsch der Mutter, sondern sehr wohl auch der des Vaters ist, finde ich, dass man gemeinsam eine Lösung suchen muss, um der Frau den finanziellen Schaden zumindest das Alter betreffend, zu ersetzen. Denn an Beispielen unserer Elterngeneration sieht man, was passiert, wenn Frauen am Lebensende nach einer Scheidung ohne nennenswerte Rentenansprüche dastehen. Sie leben ein Leben in relativer Armut. Früher ging das alles dennoch mehrheitlich gut, weil die Scheidungsquoten so niedrig waren und das Lebensende in Armut betraf deshalb nur wenige Frauen. Wenn eine Frau "nur" 10 Jahre heute aussetzt, wird sie natürlich später nicht in Armut leben müssen. Aber im Falle einer Scheidung und des auf-sich-gestellt-seins wird sie einen geringeren Lebensstandard haben als sie es ohne die lange Pause hätte haben können. Und das ist eine Sache, die nicht sein muss, wie ich finde.