• #1

Meine Freundin war magersüchtig. Hat jemand hier Erfahrungen?

Liebe Mitglieder,

ich wende mich mit einer wahrscheinlich sehr schwierigen Frage an euch. Seit Ende letzten Jahres bin ich in einer Beziehung. Meine Freundin ist Anfang 30 und hatte in ihrer Jugend eine schwere Magersucht inkl. Krankenhausaufenthalt und Therapie. Dies hat sie mir auch in der Kennenlernphase, schnell erzählt. Ich habe erstmal nur zugehört und hatte das Gefühl, dass sie mit der Situation auch soweit klar kommt. Insoweit ist der Titel meiner Frage wahrscheinlich nicht ganz richtig, da eine solche Erkrankung wohl nie ganz abgeschlossen ist.

Sie geht sehr oft zum Sport, ich unterstütze sie bei allem und rede ihr nicht rein (zumindest habe ich mir das gesagt, solange ich das Gefühl habe, dass sie ein gesundes Gewicht hält). Es gibt Phasen, in denen sie mit sich massiv unzufrieden ist, das weiß ich und kann es ihr auch nicht nehmen, da natürlich jede Form des Zuspruchs nicht 100% ernst genommen wird.
Was mir zudem auffällt, und womit ich nicht ganz umzugehen weiß, ist, dass die Kommunikation zwischen uns stark schwankt zwischen überaus liebevoll und eher abweisend und einsilbig (und ich habe das Gefühl, dass sie dann nur zu mir so ist). Ich weiß dann leider nicht, da ich mit dem Thema auch bisher nicht konfrontiert war, ob das überhaupt der Erkrankung zuzuschreiben ist, wie ich damit umgehen soll, wie ich helfen kann..
Ich mache mir dann eher Sorgen selbst etwas falsch gemacht zu haben und dass sie vielleicht gar nicht wegen eines Problems mit sich so ist, sondern vielleicht auch ihre Gefühle zu mir sich ändern.
Dagegen spricht jedoch, dass, wenn wir uns sehen oder telefonieren alles die meiste Zeit gut ist, wir über eine gemeinsame Zukunft sprechen und sie mir auch immer wieder sagt, dass sie glücklich ist.
Hat jemand hier Erfahrungen? Sollte ich das Verhalten nicht so sehr auf mich beziehen? Und was kann ich für Sie tun? Die Rolle des Ersatztherapeuten kann und will ich auch gar nicht einnehmen, weil das einer Beziehung eher schadet.

Vielen Dank
 
  • #2
Schwieriges Thema, schwierige Situation natürlich geht es um dich, sonst um nichts, in einer Beziehung, geht es immer ausschließlich um 2 Persinen, ich würde an deiner Stelle cool bleiben, alles erstmal weiter aufnehmen, gut beobachten und schauen wie es weiter geht, es gibt keine Garantie, es gibt keine Sicherheit, was eine Beziehung betrifft, so oder so und es ist richtig, dass du dich nicht in eine therapeutische Position bringst!
 
  • #3
Magersüchtige haben meist noch ein anderes psychisches Problem wie zum Beispiel Depressionen.
Gut möglich, dass sie ihre manchmal gefühlte Unzufriedenheit bezüglich ihrer Figur durchaus mal an dir auslässt.
Ob es auf Dauer hilft, es nicht auf dich zu beziehen? Ich denke, dass das kein Dauerzustand sein darf. Ist sie in psychologischer Behandlung?
 
D

Deleted member 29413

Gast
  • #4
Hallöchen,

ich hatte in meinen Zwanzigern eine Partnerin, die Bulimie hatte, also das Gegenteil. Ich war mit ihr in vielen Therapiesitzungen bei denen auch Magersüchtige dabei waren. Heute, zurückblickend war die Frau ein "totes Pferd" und für mich verlorene Lebenszeit.

Wenn ich knallhart ehrlich sein soll, dann vergiss die Frau und suche Dir eine Partnerin die gesund ist. Du wirst Dir viel Ärger, Enttäuschungen und Zeit sparen.



Viel Glück Dir!

m53
 
  • #5
Hallo. Mit der Krankheit bin ich leider nicht sehr vertraut, aber ich verstehe deine Sorge. Deine Frage ob das Verhalten deiner Freundin etwas mit dir oder der Krankheit zutun hat, kann natürlich nur deine Freundin selber dir beantworten. Am besten wäre es wenn du dich in Ruhe mit ihr hinsetzt und mit ihr über deine Sorge sprichst. Vielleicht hat es gar nichts mit dir zu tun und sie merkt gar nicht wie sie sich dir gegenüber verhält. Sei mutig und sprich mit ihr. Es wird schon alles gut werden.
 
  • #6
Lieber Gast,

möglicherweise hilft euch meine Geschichte, daher möchte ich gerne meine Erfahrungen mit dir teilen.

Ich (w, 26) habe im Juli 2016 meinen heutigen Partner (m, 29) kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt war ich - nach einer schwierigen Jugend (geschiedene Eltern, psychisch kranker Vater) und höchst destruktiven ersten Beziehungserfahrungen - mit meinem Selbstwert an einem persönlichen Tiefpunkt angelangt und litt schon seit mehreren Jahren an Bulimie und Depression. Es war also ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um eine neue Beziehung einzugehen.

Da er jedoch ein kontinuierliches, ernsthaftes Interesse an mir zeigte und auch ich mich immer mehr in ihn verliebte, erzählte ich ihm nach gut sechs Wochen Kennenlernphase unter Tränen von meinen Problemen. Ich wollte, dass er wusste, worauf er sich mit mir einließe, und war mir sicher, dass er dann jegliches Interesse verlieren würde. Denn ich war überzeugt davon, weder attraktiv noch liebenswert zu sein. Er jedoch sagte schlicht: "Du bist schön." Ich - völlig verheult - wehrte das ab, woraufhin er mich in den Arm nahm und ergänzte: "Ich meinte nicht dein Äußeres." Da habe ich ihm voll und ganz mein Herz geschenkt.

Heute sind wir seit dreieinhalb Jahren zusammen und führen eine für uns beide sehr glückliche, liebevolle Beziehung, die von Vertrauen, offener Kommunikation und gegenseitiger Unterstützung geprägt ist. Trotzdem gab es aufgrund meiner Erkrankung natürlich auch schwere Phasen und Belastungsproben. Einen Monat, nachdem wir zusammenkamen, habe ich glücklicherweise Antidepressiva und einen Therapieplatz bekommen, und bin mittlerweile fast austherapiert. Doch wie du sagst, bleibt gerade bei einer Essstörung immer ein gewisses Restrisiko, und schlechte Phasen kommen immer wieder.

Wenn ich in einer depressiven Episode bin und dann zum Beispiel stundenlang wegen einer vermeintlichen Kleinigkeit weinen muss, fühlt sich mein Partner oft sehr hilflos und so, als ob er den Kontakt zu mir verliere. Er beschreibt das als einen "Tunnel", in dem ich drin bin, und wo er nichts anderes tun könne, als abzuwarten, bis ich wieder auftauche. Das ist auch aus meiner Sicht eine sehr gute Beschreibung. Damit mussten und müssen wir beide umzugehen lernen. Was uns dabei hilft, ist:

1) Darüber reden. Frage sie, und nicht uns, was sie braucht und wie du sie am besten unterstützen kannst. Wohlgemerkt, unterstützen heißt nicht therapieren - wie du ganz richtig erkannt hast, liegt das weder in deiner Macht noch ist es als Partner deine Aufgabe. Aber du kannst ihr durchaus dabei helfen, sich selbst zu heilen. Zum Beispiel, indem du ihr Halt und Sicherheit gibst. Sie annimmst, wie sie ist. Ihr das Gefühl vermittelst, ein wertvoller Mensch zu sein (unabhängig von ihrem Äußeren!). Für sie da bist.

Mir gehen die Zeichen aus. Im nächsten Post, den die Moderatoren hoffentlich zulassen, setze ich meine Tipps fort.
 
  • #7
Ja, ich habe Erfahrung mit derartigen Störungsbildern und ich kann dir sagen, dass es sehr stark davon abhängt, wie gut und ausdauernd sie therapiert wurde. Wenn Sie damals einen guten Therapeuten hatte und ausdauernd an der grundlegenden Problematik (die IMMER in der Kindheit liegt) gearbeitet hat, möglichst auch tiefenpsychologisch orientiert, dann hat sie eigentlich genügend Werkzeug an der Hand, um immer wieder aufkommende schwierige Phasen zu meistern. Dann ist sie für dich phasenweise immer noch schwierig zu händeln (wie die Ablehnung, die du dann spürst), aber die Phasen sind dann kurz und sie kann sich schnell reflektieren und wieder erden. Schwierig wird es, wenn die Therapie halbherzig, wenig erfolgreich war. Dann ist das Störungsbild massiver im Vordergrund und es dauert sehr viel länger, bis sie selber wieder Herrin der Lage wird. In dieser Zeit kann viel kaputt gehen.

Ganz weg sind die Symptome nie. Zeit ihres Lebens wird sie ihr Essverhalten stärker beobachten als andere Menschen. Aber bestenfalls ist es ihr bewusst und sie kann gegensteuern. Dann rutscht sie nie wieder in eine Magersucht, sondern entspricht vielleicht dem Bild einer ernährungsbewussten Frau. Das ist ja nicht schlecht.

Auf keinen Fall darfst du das Verhalten auf dich beziehen. Es hat nichts mit dir zu tun. In ihren "gesunden" Phasen weiß sie das auch. In ihren "kranken" Phasen überträgt sie aber alte Empfindungen auf dich, obwohl es mit dir nichts zu tun hat. Wie gesagt: Ob das erträglich bleibt, hängt ganz davon ab, wie gut sie therapiert wurde.

Du klingst sehr fürsorglich und liebevoll ihr gegenüber. Sie kann sich glücklich schätzen. Achte auf dich, grenze dich ab, lass ihr Zeit. Alles Gute für euch.
 
  • #8
Hat jemand hier Erfahrungen? Sollte ich das Verhalten nicht so sehr auf mich beziehen? Und was kann ich für Sie tun? Die Rolle des Ersatztherapeuten kann und will ich auch gar nicht einnehmen, weil das einer Beziehung eher schadet.
Lieber Gast66789
Da ich deine Freundin nicht kenne, ist das jetzt einfach mal eine Intuition anhand des Erzählten und meiner Erfahrungen.
Manche Frauen haben Probleme, ihre Ansprüche und Gefühle deutlich zum Ausdruck zu bringen. Sie "fressen in sich rein", was sie beschäftigt, statt sich zu äussern. Konflikte werden so nicht gelöst, Missverständnisse nicht geklärt. Stattdessen wird der Stress durch hartes Training abgebaut, man krampft sich ab, ermüdet sich, so dass man irgendwie dann doch zur Ruhe kommt.
Manche Frauen bringen als äussersten Ausdruck des Ärgers oder Konflikthaftigkeit ein stummes Schmollen hervor. Hinter dem steht oft Überforderung. Es ist ihnen regelrecht peinlich, zuzugeben, dass sie wegen einer "Lapalie" tatsächlich enttäuscht, verärgert oder traurig sind. Sie haben zuhause gelernt, dass sie immer hübsch die Fassade wahren sollen, ansonsten sie lächerlich gemacht werden oder jemand in der Familie hysterisch wird. Aber beim Partner ist da halt dann doch die heimliche Hoffnung, dass er dieser Fassade keinen Glauben schenken und die "wahren" Gefühle herausbekommen werde.
Ich weiß dann leider nicht, da ich mit dem Thema auch bisher nicht konfrontiert war, ob das überhaupt der Erkrankung zuzuschreiben ist,
Das tun nicht nur essgestörte Frauen, es geht darum, dass sie ein Problem mit dir hat, aber leider nicht gelernt hat, das offen zu sagen und es daher auf diese passiv-aggressive Art auslebt. Es ist an sich nicht "krank", aber auf Dauer schlecht für die Beziehung und auch nicht besonders erwachsen.
Ich würd' so was sagen wie "Hey du, mir fällt gerade auf, dass du ziemlich einsilbig zu mir bist. Bist du wütend auf mich/traurig/magst du drüber reden, was dich beschäftigt?". Und dann ist man oft schon im Gespräch.
Ich mache mir dann eher Sorgen selbst etwas falsch gemacht zu haben
Bloss weil eine Frau sauer auf dich ist oder sich irritiert zeigt, heisst das nicht automatisch, dass du etwas falsch gemacht hast. Vielleicht liegt einfach ein Missverständnis oder eine Unklarheit vor. Oder ihr habt eine legitime Meinungsverschiedenheit. Jedenfalls ist es sicher gut, erstmal drüber zu reden und heraus zu finden, was überhaupt das Problem ist. Es ist immer besser, Lösungen zu finden als einen Schuldigen.
Wünsche euch alles Gute.
 
  • #9
Sollte ich das Verhalten nicht so sehr auf mich beziehen?
Das will ich unterstreichen. Wenn sie einsilbig ist, beschäftigt sie vielleicht ihr Problem. Das kommt leider oft so vor, dass der eine sein Problem wälzt und nicht "gegenwärtig" ist, und der andere denkt, es läge an ihm. So denken Frauen, dass sie nicht heiß genug sind, wenn der Mann keinen Sex will usw..
Interpretiere eher nicht so viel, sondern höre/sieh, was sie vermittelt.
Die Rolle des Ersatztherapeuten kann und will ich auch gar nicht einnehmen, weil das einer Beziehung eher schadet
Genau. Außerdem bleibst Du dann nicht bei Dir und Deinen Bedürfnissen, die ja AUCH NOCH existieren, sondern fängst an, Dich rettermäßig zu opfern. Lass sie, wenn sie sich abweisend verhält. Lass es bei ihr, sie weiß besser, wie sie mit sich umgehen muss, und wenn sie Dir sagt, es hätte nichts mit Dir zu tun, dann vertrauen dem. Sie soll Dir sagen, was sie sich von Dir wünscht, und!!! DU entscheidest dann, ob Du das geben willst.
Es ist ja eine BEZIEHUNG, also es gibt auch noch Dich mit dem, was Du an Problemen vielleicht mitbringst.
 
  • #10
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Mir wurde schon mehrmals von ihr gesagt, dass sie weiß, dass sie mir nicht immer das geben kann, was ich brauche. Das sehe ich aber überhaupt nicht so - und das habe ich auch kommuniziert. Das einzige, was ich mir wünschen würde, wäre, wenn der Kontakt, wenn wir uns nicht sehen konstant liebevoller wäre.
Alle anderen Probleme stören mich nicht, ich habe sie kennen und lieben gelernt und da ändert es für mich rein gar nichts, wenn es ihr mal nicht gut geht (auch wenn das sehr harmlos klingt), dann bin ich umso mehr für meine Partnerin da.
Schwierig ist es nur, weil ich auf die Frage "was ich denn tun könne" meist keine Antwort bekomme, vielleicht weil sie es selbst nicht weiß...
Ich habe eher das Gefühl dass sie sich dann einigelt und wenig Liebe zeigen kann, was grundsätzlich auch verständlich für mich ist und auch kein Problem ist, allgemein bringe ich ihr für alles Verständnis entgegen.

Unangenehm wird es für mich an dem Punkt, an dem ich das Gefühl habe, dass meine Bemühungen ins Leere laufen, zB wenn sich Anerkennung bei anderen Männern beim Sport, anderen die sie umwerben, oder sonstwo geholt wird. Dann bin ich mir unsicher, was ich für sie bedeute. Es ist mir durchaus klar, dass ein Kompliment vom Partner (im Kopf: der muss das ja sagen) anders wirkt als das eines Außenstehenden. Ich möchte aber meine Bedürfnisse nach Vertrauen und Zuneigung auch nicht komplett aufgeben und ständig denken müssen, dass meine Partnerin zu anderen netter ist oder sich dort Anerkennung holt.

Eine therapeutische Behandlung gab es damals, wird aktuell aber von ihr aktuell nicht mehr für nötig empfunden
 
  • #11
Mit Magersucht kenne ich mich nicht aus.

Grundsätzlich läuft eine Sucht-Erkrankung immer ein ganzes Leben lang. Das kennst Du vielleicht vom trockenen Alkoholiker, der immer ein Alkoholiker bleibt und entsprechend aufpassen muss, was er isst und trinkt...

Suchterkrankungen gehen immer mit Depression einher.
Bei Magersucht gibt es einen Auslöser, der oft im privaten Bereich liegt.

Es ist die Frage, wie intensiv sie sich damit in einer Therapie auseinander gesetzt hat, die Ursachen verändert hat und das händeln kann.

Ich habe mal gelesen, dass es sich um eine Wahrnehmungsstörung handelt, weil die Körper Wahrnehmung verändert ist. Der Magersüchtige sieht sich selbst nicht so dünn, wie er ist.
Zudem geht es oft darum, das Bestimmungsrecht im eigenen Leben wieder zu erreichen. In einem total fremdbestimmten Leben kann der Magersüchtige zumindest noch selbst bestimmen, was er isst.
 
  • #12
Es gibt Phasen, in denen sie mit sich massiv unzufrieden ist, das weiß ich und kann es ihr auch nicht nehmen, da natürlich jede Form des Zuspruchs nicht 100% ernst genommen wird.
Bei Annorexia nervosa ist es so, dass die Personen ein gestörtes Selbstbild haben. Das bedeutet, wenn sie noch so abmagern, sehen sie sich selbst als dick an. Sie sehen von sich ein anderes Bild, als es der Realität entspricht. Das ist praktisch wie eine dauerhafte Halluzination. Dafür können sie nichts. Genau das ist die Erkrankung. Jeder Zuspruch ist auf jeden Fall sinnvoll. Auch wenn das nicht geglaubt wird. Wenn sie sehr viel Sport macht, sollte man schon aufmerksam bleiben.
zwischen überaus liebevoll und eher abweisend und einsilbig (und ich habe das Gefühl, dass sie dann nur zu mir so ist).
Ich denke nicht, dass das nur bei dir der Fall ist. Du solltest das auf keinen Fall auf dich persönlich beziehen. Es könnte sein, dass sie auch eine Form des Borderline hat. Die Magersucht ist oft gepaart mit dieser Störung. Weiss man jetzt nicht. (Magersucht entsteht, weil die Personen "die Kontrolle" über etwas, z.B. über sich selbst, behalten wollen, was sie damit eigentlich verlieren.)
Da schwankt die Stimmung ganz unerwartet. Jede gewöhnliche Emotion (auch das Gefühl der Liebe) kann übersteigerte Reaktionen auslösen.
Was deine Freundin vermutlich braucht, ist ein stabiles Umfeld, ohne grosse Veränderungen. Aber selbst dann kann es zu diesen Stimmungsschwankungen kommen.

Ich mache mir dann eher Sorgen selbst etwas falsch gemacht zu haben und dass sie vielleicht gar nicht wegen eines Problems mit sich so ist, sondern vielleicht auch ihre Gefühle zu mir sich ändern.
Ich denke nicht, dass das was mit dir zu tun hat.

LG
 
  • #13
Dann möchte ich mich als ehemalige Betroffene einmal zu Wort melden. Auch ich hatte in meiner Jugend eine schwere Magersucht inkl. langem Krankenhausaufenthalt und mehrjähriger Therapie.

Im Gegensatz zu Deiner Freundin habe ich es meinen späteren Beziehungen nicht zum Thema gemacht. Ich habe es erst angesprochen, als ich meine Partner schon länger kannte.

Behandle sie so normal wie möglich und nicht wie ein "rohes Ei". Ihr habt dann die Chance auf ein normales Leben, in dem ihre Krankheit irgendwann keine große Rolle mehr spielt. Andere Lebensinhalte sind irgendwann wichtiger. Gib ihr das Gefühl, dass Du sie so magst und annehmen kannst wie sie ist.

Es ist auch egal ob ihr Verhalten von der Krankheit kommt. Die Krankheit darf nicht Euren Umgang miteinander bestimmen. Auch du solltest Dich dabei gut fühlen. Sprich es an, wenn du dich unwohl mit dem ein oder anderen Verhalten fühlst. Wenn Sie Probleme hat, wäre auch ein Therapeut die richtige Anlaufstelle.

Von mir kann ich sagen, dass ich schon sehr lange ein ganz normales Leben führe. ich bin gesund ohne bleibende Schäden oder Depressionen, auch mein Essverhalten ist normal.

W (49 Jahre)
 
  • #14
Lieber TE,

vorab, nein ich habe keine Erfahrung damit in einer Partnerschaft.

Halte aber Deine ganzen Gedankengänge und Erfahrungen nach knapp zwei oder drei Monaten Verliebtheit für ein Zeichen, das ich so deuten würde, Du bist in Lauerstellung.

Sollte ich das Verhalten nicht so sehr auf mich beziehen?

Natürlich nicht, aber um das zu können wäre bei Dir eine sehr intensive Beschäftigung mit Co-Abhängigkeit gut. Auch Abstandhalten, sie nicht bei allem unterstützen oder hast Du das Gefühl sie wäre sonst nicht lebenstüchtig?

Das finde ich auch schon merkwürdig. Warum solltest Du etwas für sie nach zwei, drei Monaten tun? Außer was man sonst so normalerweise bei Frischverliebten macht. Leckeres Essen Kochen, im Whirlpool-planschen bis man schrumpelig wird, einen schönen Ausflug machen, Schlittschuhlaufen.

Reduziere sie nicht auf die Magersucht in ihrer Jugend, das fände ich unfair.

w/36
 
  • #15
Ich versuche es nochmal mit der Fortsetzung.

2) "Wortlose" Unterstützung. Reden ist gut, aber - zumindest bei mir - nicht während einer akuten "Tunnelphase". Ich bin da kognitiv schlicht nicht erreichbar. Es ist, als ob meine Seele dicht macht. Ich kann dann auch nicht gut ausdrücken, was eigentlich los ist, wie es mir geht und wie man mir helfen kann. Meine Therapeutin sagte einmal, starken Gefühlen kann man nur mit starken Gefühlen begegnen, nicht mit rationalen Gesprächen oder gar Lösungsvorschlägen (wie es mein Freund oft vergebens versucht hat). Was mir hilft: Nähe, Wärme, Körperkontakt, Kuscheln, feste Umarmungen. Manchmal auch nur zuhören.

3) Eine gemeinsame Therapiesitzung. Das hat uns beiden sehr geholfen! So konnten wir uns noch besser verstehen und uns richtig verhalten lernen. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass ich für mich selbst herausfinden und dann konkret aussprechen muss, was ich brauche. Das scheint mir auch bei deiner Freundin noch nötig zu sein, wenn du schreibst:
Schwierig ist es nur, weil ich auf die Frage "was ich denn tun könne" meist keine Antwort bekomme, vielleicht weil sie es selbst nicht weiß...
Außerdem könntet ihr dort auch moderiert z.B. darüber sprechen, warum sie die Bestätigung von anderen Männern noch zu brauchen scheint, und dass dich das verletzt.

Hat sie denn, auch, wenn sie das als aktuell nicht mehr nötig empfindet, noch Kontakt zu einem früheren Therapeuten? Dann würde ich diese Chance auf jeden Fall nutzen.


Und um noch auf diese beiden Punkte einzugehen:
Ich mache mir dann eher Sorgen selbst etwas falsch gemacht zu haben und dass sie vielleicht gar nicht wegen eines Problems mit sich so ist, sondern vielleicht auch ihre Gefühle zu mir sich ändern.
Sollte ich das Verhalten nicht so sehr auf mich beziehen?

Ich habe eher das Gefühl dass sie sich dann einigelt und wenig Liebe zeigen kann

Richtig, versuche das nicht auf dich zu beziehen. Ich kann wiederum nur für mich sprechen, aber bei mir war NIE mein Partner Grund oder Auslöser für eine schlechte Phase. Da hatte ich immer irgendein Problem mit mir selbst. Es stimmt aber, dass sich Gefühle in diesem Zeitraum ändern können. In einer akuten depressiven Episode kann ich schlicht garnichts mehr fühlen, außer einer dumpfen, schweren, traurigen Leere. Auch die Liebesgefühle zu meinem Freund sind in solchen Zeiten für mich kaum wahrnehmbar, obwohl ich weiß, dass sie da sind. Dass kann einen natürlich verunsichern und verstören - auch für mich selber war es einmal so schlimm, dass ich meinen ersten und bis dato einzigen Thread hier eröffnet habe aus Angst, dass meine Liebe einfach plötzlich verschwunden sein könnte - aber es war nie von Dauer. Aber umso mehr zeige ich ihm dann in normalen/guten Phasen, wieviel er mir bedeutet.
 
  • #16
Hallo,
Meine Schwester wurde magersuchtabhängig als junge Frau. Ich habe sie damals in der Klinik besucht, und auch viel mitgelernt, soweit sie mich gelassen hat.

Sie hatte zuerst einen Partner der sie mit folgenden Worten verlassen hat: „Du machst Probleme, Du musst weg!“

Ich denke, es ist doch normal, dass es Menschen gibt, die mit irgendwas nicht umgehen können und eine Beziehung beenden, jeder Mensch kann mit bestimmten Dingen umgehen, oder auch nicht, weil es ihm nicht gegeben ist. Aber ob man sich wie ein Schwei*** verhält dabei oder nicht, liegt im Charakter desjenigen.

Sie hatte das Glück, dann einen Partner zu finden, der gut im Wesen ist und die Stärke hatte damit gut umzugehen. Sie sind jetzt 26 Jahre verheiratet.
Ich muss allerdings sagen, folgendes macht mir für Dich Bedenken.
Unangenehm wird es für mich an dem Punkt, an dem ich das Gefühl habe, dass meine Bemühungen ins Leere laufen, zB wenn sich Anerkennung bei anderen Männern beim Sport, anderen die sie umwerben, oder sonstwo geholt wird. Dann bin ich mir unsicher, was ich für sie bedeute. Es ist mir durchaus klar, dass ein Kompliment vom Partner (im Kopf: der muss das ja sagen) anders wirkt als das eines Außenstehenden. Ich möchte aber meine Bedürfnisse nach Vertrauen und Zuneigung auch nicht komplett aufgeben und ständig denken müssen, dass meine Partnerin zu anderen netter ist oder sich dort Anerkennung holt.
Magersüchtige sind oft sehr leistungsorientiert, hart sich und anderen gegenüber, sie messen sich gern mit hohen Maßstäben. Meine Schwester ist noch heute absolut anerkennungsfixiert und will gern die Beste sein.

Sie ist nicht „sehr weich“ und oft eher "unempathisch.“

Wie gesagt, ich kenne nur ihren Fall, aber ich habe auch unter ihrer „Ich-bin-besser, ich-kann-es-besser-als-andere-Manie“ gelitten.

Sie hat mich in unserer Kinderzeit immer als Konkurrenz gesehen, und mir dies auch gesagt.

Es gibt auch große Unterschiede zwischen den drei Essstörungen und den Wesenszügen der Menschen, die sie bekommen, soweit meine Erfahrung von damals, dies kann man schon den grundlegenden Wesenszügen zuzuordnen. Menschen mit Bulimie sind nach dem was ich dazu gelesen habe, oft zugewandter und weicher im Empfinden, können doch etwas leichter annehmen und geben, sind fast zu weich und fürsorglich und überfordern sich selbst. Aber dies nur so am Rande und ich poche da nicht auf Gültigkeit. Lies doch mal zu den verschiedenen Störungen, vielleicht hilft dir der Vergleich.

Daher schau auch gut auf Dich, ob es Dir dauerhaft gut geht. Zwicklichkeiten gibt es ja natürlich in jeder Beziehung. Deine Freundin hat es sicher mit sich selbst nicht leicht, aber Du darfst Dich auch nicht nur opfern. Alles Gute Euch.
 
  • #18
Ich kenn mich damit nicht aus, aber ich würde mich von niemanden schlecht behandeln lassen, und mir selbst einreden, dass dies krankheitsbedingt ist.

Damit verlierst du ihren Respekt.

Unterstützung, Begleitung, Hilfestellung... alles schick, egal bei welcher Erkrankung.
Mich schlecht behandeln - NoGo.
Ich denke auch psychisch Kranke brauchen Grenzen, sonst schleichen sich ganz schnell schlechte Gewohnheiten ein. Manch einer nutzt diese dann auch manipulativ.

Ich staune immer wieder dass oft Männer irgendwelche (hier lange zurückliegende) Krankheiten als Ursache für abweisendes Verhalten in Betracht ziehen, statt das naheliegendste anzunehmen.
 
  • #19
Aktuell nicht so schlimm, zumindest beobachte ich keinen rapiden Gewichtsverlust. Der psychische Stress kann aber nicht gesund sein, bei einem solchen Tagesablauf und familiären Umständen / Stress ist es nur eine Frage der Zeit bis die Kraft aus geht
 
  • #20
Hallo. Ich selbst (weiblich) bin magersüchtig und verstehe deine Befürchtungen.
Es liegt ziemlich sicher nicht an dir, dass sie zum Teil abweisend ist. Auch ich kenne diese Phasen. Auch ich habe einen Freund der mich sehr unterstützt und für mich da ist. Gerade am Montag war ich in derselben Situation wie deine Freundin, wenn sie eine schlechte Phase hat. Das Problem bei mir war, ich wollte etwas essen, vor dem ich Angst hatte und dadurch gab es einen "Krieg" in meinem Kopf. Der verstand wollte, das ich es zumindest probiere und die Magersucht war strikt dagegen... Mein Freund hat gemerkt, dass ich völlig abwesend war. Er war richtig süss zu mir. Ich konnte es aber in diesem Moment nicht annehmen. Denn stell dir vor: in deinem Kopf sprechen 2 Stimmen immer gegeneinander und in der Realität draussen versucht jemand anderes deine Aufmerksamkeit zu erhalten. Dann ich man einfach überfordert.

Nimm es ihr also nicht übel. Sie liebt dich trotzdem, kann es dir aber mehr zeigen, wenn die Stimmen nicht so laut sind.

Mach dir auch bewusst, dass es manchmal nicht deine Freundin ist, die mit dir kommuniziert, sondern die Magersucht in ihr. Das merkst du daran, wenn sie völlig gestresst, abwesend und irrational ist/wird.

Kopf hoch.

Aber schau auch zu dir, dass es für dich passt. Das ich auch mein grösstes Anliegen meinem Freund gegenüber. Er soll den Weg gehen, den er sich aussucht. Ich und meine Krankheit habe ich mir "auagesucht". Ohne die Magersucht gibt e smich momentan noch nicht. Aber trotzdem muss er das tun, was ihn glücklich macht. Eine Beziehung soll immer noch ein Benefit sein...


Lieber Gruss
Alexandra
 
  • #21
Im Regelfall führt eine Beziehung zu so einer Person zu einer co Abhängigkeit.
Es laugt einen aus und zerrt an den Kräften.
Unter aller Wahrscheinlichkeit musst du ständig geben, geben, geben und bekommst nie was zurück.
Ich hatte eine Beziehung mit einen Mann der unter Depressionen litt, ich hab ihn geliebt wie verrückt.
Aber zum Schluss konnte ich nicht mehr. Ich war immer nur dabei ihn gutes zu tun, war immer für ihn da, hab ihn aus seinen Loch geholt und mit positiver Energie überschüttet.
Und was hatte ich davon? Irgendwann war ich völlig leer und ausgebrannt, ich konnte nicht mehr.
Nach unserer Trennung hat er sich völlig in sein Haus zurückgezogen und hatte keinerlei Sozialkontakte mehr. Es hat mir das Herz zerrissen und bis heute will ich am liebsten zurück.
Aber es geht nicht, weil man selber kaputt geht
 
  • #22
Was mir zudem auffällt, und womit ich nicht ganz umzugehen weiß, ist, dass die Kommunikation zwischen uns stark schwankt zwischen überaus liebevoll und eher abweisend und einsilbig (und ich habe das Gefühl, dass sie dann nur zu mir so ist). Ich weiß dann leider nicht, da ich mit dem Thema auch bisher nicht konfrontiert war, ob das überhaupt der Erkrankung zuzuschreiben ist, wie ich damit umgehen soll, wie ich helfen kann..
Eine Essstörung ist im Kern ein narzisstischer Themenkomplex. Demnach hängt das natürlich stark mit der Persönlichkeit der erkrankten Person zusammen.

Vom aktiven Helfen würde ich wegkommen. Denn das können sich die Betroffenen nur selbst.
Dagegen spricht jedoch, dass, wenn wir uns sehen oder telefonieren alles die meiste Zeit gut ist, wir über eine gemeinsame Zukunft sprechen und sie mir auch immer wieder sagt, dass sie glücklich ist.
Die Frage ist nicht, ob jemand die meiste Zeit ganz toll ist, sondern ob man mit den Schwächen des Partners dauerhaft leben kann - und das ohne an Lebensqualität einzubüßen.

Beispiel: Wenn ich mit einem Cholerikerin zusammen wäre, der 90% der Zeit in sich ruht und lediglich in den 10% „seine Ausraster“ hat, dann können das die übrigen 90% nicht dauerhaft kompensieren. Die Beziehung trägt natürlich einen Schaden davon, der mit der Zeit immer größer wird.

Du musst dich also fragen, ob du dauerhaft damit leben kannst, dass sie immer wieder mal mauert.
Im Regelfall führt eine Beziehung zu so einer Person zu einer co Abhängigkeit.
Ganz wichtiger Punkt. Die Frage wäre, ob die eventuell nicht eh schon vorliegt, wenn man sich einen Partner nimmt, der psychische Probleme aufweist. In der Regel nämlich schon ....andernfalls würde man sich in solchen Momenten wohl eher abgrenzen und „die schlechte Laune“ nicht an sich ranlassen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
  • #23
Ich werde mich hier outen. Ich war selbst ca. 2 Jahre magersüchtig und habe gegen Ende meinen heutigen Mann kennengelernt.
Wie bereits im Vorfeld gesagt hat diese Krankheit meist psychische Hintergründe. Hat deine Freundin diesbezüglich mal eine Therapie gemacht?
Ich war damals froh ihn an meiner Seite zu haben, weil ich es unbedingt aus dieser Krankheit schaffen wollte und er hat einen großen Teil dazu beigetragen. Heute (9 Jahre später) kann ich sagen, dass ich gesund bin und wir mittlerweile auch geheiratet haben.
Habe mich viel mit dem Thema beschäftigt warum ich damals in die Magersucht gerutscht bin und achte heute einfach sehr darauf meinem Mann zu kommunizieren wenn ich ne schlechte Phase habe.
 
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