Maren, Shala, Jess, Volker (alle vier Mitglieder - wir schreiben gerade zu viert, das "ich" ist also gerade jeweils eine/einer von uns):
Wir sind alle vier selber promoviert und haben auch geforscht. Eine von uns habilitiert. Der eine auch.
In unserem privaten Umfeld gibt es relativ viele Menschen (Frauen wie Männer), die habilitieren. Unter den Frauen, die dieses tun oder schon getan haben, haben wir alles gefunden: 6 Kinder und gemeinsame Aktivität mit dem Ehemann und den Kindern im Tierschutz (Prof. Chirurgie; Mann Oberarzt Chirurgie, nur mit Promotion und nicht forschend). Meine beste Freundin will habilitieren und bereitet das vor; sie hat sich mit einem Mann zusammengetan, der zu Hause bleiben und ein online-Antiquariat gründen möchte. Ist sein Wunsch. Paßt natürlich gut zusammen. Ich selber möchte gerne Kinder und Familie und würde sicherlich auch halbtags zu Hause bleiben; dennoch würde ich auch habilitieren, wenn sich eine für mich schöne Gelegenheit ergibt. Eine weitere Freundin hat drei Kinder und habilitert. Sie tut das von zu Hause. Eine Bekannte hat die Professur hingeschmissen, um drei Kinder und den Ehemann zu unterstützen. Eine macht kaum etwas anderes als ihren Beruf (habilitiert in Genetik). Wir kriegen hier also ein Spektrum quer über alles zusammen. Auch gutaussehende Frauen dabei, durchaus. Sowohl hier als auch bei unseren Bekannten...
Wir glauben, hier geht es um verschiedene Punkte.
Der erste Punkt ist für mich folgender: Wenn einige von Euch Männern gerne mit einer Frau zusammenleben möchten, die zu Hause bleibt und die Kinder und den Haushalt macht, dann ist ja nur wichtig, daß Ihr das von Euch wißt und Euch Eure Partnerin entsprechend aussucht. Ihr müßt das dann vielleicht auch konkret fragen: "Hey, wie stellst Du Dir das idealerweise vor? ICH wünsche mir jemanden... weil mir wichtig ist..." Mit diesem Wunsch paßt niemand zu Euch, der mindestens halbtags in einem anspruchsvollen Beruf arbeiten möchte, das ist klar. Aber ja auch nicht schlimm. Es gibt so viele Frauen...und auch Frauen, die eben gern zu Hause bleiben möchten (also Familiensinn, Privatleben, Freizeit). Also werdet Ihr da auch jemanden finden. Da ich Professorinnen kenne, die zu Hause bleiben, denke ich, Ihr könntet sogar Professorinnen finden, die das tun würden... Ihr müßt halt fragen.
Wenn eine Frau gerne vollzeit forschen möchte und ansonsten eine Beziehung mit einem häuslichen Mann leben möchte (die gibt es auch, auch an einer Uni und mit Titel), dann muß auch sie das wissen und diesen Punkt als Kriterium ihrer Auswahl einbeziehen. Auch sie muß den Mann dann wohl fragen, was er will. Und wenn's paßt: wunderbar. Wenn nicht: entweder die eigenen Ansprüche freiwillig ändern, weil einem das andere wichtig ist, oder aber weiter nach dem Partner/der Partnerin suchen, der/die paßt. Wir finden, da gibt es gar keine Alternative.
Man muß (egal ob Mann oder Frau) wahrscheinlich ziemlich genau wissen, wer man selber ist, was man möchte, worauf man verzichten könnte und worauf nicht. Und das muß man dann auch noch aussprechen können, egal ob gegenüber eine Professorin oder eine Putzfrau sitzt. Und wenn die Dame Wünsche hat, die mit den eigenen zusammenpassen, dann hat man es ja geklärt.
Schlecht wäre bloß, wenn einer von beiden oder beide sich nicht trauen, zu dem zu stehen, was sie sind, oder sich verbiegen, um einen Partner/eine Partnerin abzubekommen. Dann sagt vielleicht jemand "ja", wo er oder sie eigentlich nein meint. Man kann also nur hoffen, daß das nicht passiert. Oder daß man es merkt, wenn es passiert.
Zu den Arbeitszeiten generell an Universitäten kann ich nach 15 Jahren Universität und Uniklinik sagen: die einzigen, die in meiner Zeit immer da waren, sind Ärzte. Ich kenne Biologen, Chemiker, Mathematiker, Juristen, Sozialwissenschaftler, Philosophen, Altphilologen, Pharmazeuten. Das liegt daran, daß eine von uns Forschende betreut hat - eine Zeit lang. Und bei den Ärzten liegt es in der Regel nicht am Wollen, sondern am Müssen (wobei es da Ausnahmen gibt). Bei den Chemikern gibt es Programm rund um die Uhr, weil immer irgendwelche Messungen laufen. Aber diejenigen, die die Messungen (zumindest in den Life Sciences) in Düsseldorf betreuen, sind dann eben zu anderen Uhrzeiten nicht da. Insgesamt haben wir alle erfahren, daß Naturwissenschaftler das viel lockerer sehen als Mediziner. Selbiges galt für Pharmazeuten und Physiker und Informatiker sowie Biologen. Gerade unsere Informatiker haben ihre Programme gerne nachts laufen lassen... weil sie tagsüber damit den Uni-Server lahmgelegt hätten. Aber die waren dann halt tagsüber zu Hause.
Dann möchten wir noch etwas zu unserer gesellschaftlichen Realität sagen. Wir hatten gerade Weltfrauentag, und in diesem Zusammenhang wurde veröffentlicht, daß Frauen in Deutschland für denselben Beruf wie ein Mann durchschnittlich 25% weniger verdienen als der Mann. Frauen, die karriere- oder geltungsorientiert sind (und wer darf das einem Menschen egal welchen Geschlechtes absprechen? Ich denke, jeder nach seiner Facon!), bringt das natürlich auf die Palme. Die werden sich doppelt anstrengen, um nach oben zu kommen. Dann wissen wir, daß es in Deutschland wesentlich weniger Frauen in Führungspositionen gibt als in vergleichbaren Erste-Welt-Ländern. Dazu gibt es ja Zahlen. Dazu kommt, daß es in Deutschland so ist, daß eine Frau in einer Führungsposition sich männlich kleiden muß. Weiblich dürfen Sekretärinnen sein, aber keine Führungsfrauen. Auch dazu gibt es Studien. In den Niederlanden zum Beispiel oder in Skandinavien sieht das anders aus. Deutschland ist noch nie besonders liberal gewesen, was Frauen in Führungspositionen angeht. Haben die Deutschen generell Ganztagsschulen? Nein. Alle anderen schon. Mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg. Kinderbetreuung? Ich denke, Ihr wißt, wie es im Ausland vergleichsweise aussieht: mehr Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Wenn also in Deutschland eine Frau sich erst mal so weit hochgearbeitet hat, daß sie einen Lehrstuhl hat, dann hat sie dafür wahrscheinlich mehr opfern müssen als die meisten Männer in ihrer Position. Eventuell auch weibliche Kleidung und weibliches Auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie Ihre Position dann aufgibt, ist natürlich gering. Aber: wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mann so etwas aufgibt? Wir denken, nicht größer.
Was die Diskussion in unseren Augen schwierig macht, ist folgendes: wir machen die Erfahrung, daß viele Menschen sich selber nicht gut kennen oder wenn doch, sich dann oft nicht trauen, zu sich zu stehen. Wenn ein Mann sich eine zierliche, weibliche, anschmiegsame und versorgende Frau wünscht (was für uns so okay ist wie alles andere auch), daß aber nicht wirklich klar weiß oder nicht klar formulieren kann oder mag, dann läuft er mit der Erwartung durch die Gegend und ist verärgert, wenn er dauernd auf Frauen trifft, die das nicht wollen. Von Feministinnen hat er für seine Wünsche vielleicht auch schon mal eine Abwertung abbekommen... gesellschaftsfähig ist es, trotz all der Unterschiede, in Deutschland ja doch nicht, zu sagen: "Ich wünsche mir eine weibliche, anschmiegsame, versorgende Partnerin, der vor allem Privatleben und Kinder und Haushalt und ich wichtig sind". Gilt als nicht "politically correct". Finden wir Mist, daß es so ist. Jeder soll den suchen, der gut zu ihm paßt. Und zu dem stehen, was er oder sie möchte. Wenn jemand eine Professorin super findet: gucken, ob Sie einen Lehrstuhl hat oder nur den Titel. Und fragen, was sie will. Wer einen Lehrstuhl hat... wird den wahrscheinlich nicht aufgeben. Aber fragen macht klüger. Man weiß es dann wenigstens definitiv. Blöd finden wir, wenn abgewertet wird. "Junge, hübsche Professorinnen gibt es nicht", "Die haben alle keinen Familiensinn" etc.
So lang haben wir noch nie geschrieben. War uns wirklich ein Anliegen. Gute Zeit Euch allen!