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habilly

Gast
  • #1

Liebesgedichte á la carte?

Wer von euch hat ,,maßgeschneiderte" Liebesgedichte verfasst beziehungsweise erhalten? Bleiben sie ,,geheim", oder haltet ihr sie für hier veröffentlichungswert - auch als Anregung für andere? Kennt ihr noch die Gefühle, die für euch mit dem Verfassen und Versenden oder dem Erhalt und Lesen verbunden gewesen sind?
 
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moosrose

Gast
  • #2
Liebesgedichte (und das nicht zu wenige) habe ich nur für einen einzigen Mann geschrieben. Damals war ich 19-22, und er war die große Liebe meines Lebens. Nein, ich halte sie nicht für veröffentlichungswert, denn sie gehören nur ihm und mir (außerdem überlasse ich die Öffentlichkeit lieber den "Profis" wie Erich Fried, Eva Strittmatter, Mascha Kaleko). Und ich kann mich an jedes einzelne Gefühl erinnern. Es waren die schönsten und die schlimmsten Jahre meines Lebens. Aber das ist lange her ... :)
 
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Fräulein Smilla

Gast
  • #3
@moosrose
Hey ich bin begeistert, da kennt jemand doch tatsächlich meine Mascha!!!!
Die allerschönsten Liebesgedichte habe ich vor kurzem von einem EP Mitglied bekommen... habe mich wirklich darüber gefreut und der Mann war richtig poetisch und klug. Ich würde aber so etwas nie ohne die Zustimmung des Schreibers veröffentlichen, dazu ist es zu Privat.
Fräulein Smilla 7E1DA741
 
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Gast

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  • #4
Liebesgedichte an eine einzige Person sind etwas ganz Privates. Und die dazugehörenden Gefühle ebenfalls. Mir drängt sich der Verdacht auf, habilli wiil mit den Gefühlen anderer bei Forumsteilnehmern punkten wie mit fremden Federn. Dann sollte mann doch besser in der einschlägigen Literatur suchen und zitieren. Gut begleitet von einfühlsamen und vielleicht auch werbenden Prosatexten kann das eine bessere Voraussetzung sein, als auf Umwegen zu dates zu kommen, bei denen dann die mangelnde Gefühlsebene doch entdeckt.
 
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habilly

Gast
  • #5
#2 Mir sehr verständlich, aber irgendwie auch schade. Die Gedichte der ,,Profis" (#1) sind für mich nämlich eher so eine Art Kopiervorlagen statt Anregungen für persönliches zu Papier bringen von Gefühlen und daher nicht so recht mein Ding . . .
In vielem gelte ich (und fühle ich mich auch) als eigentlich so richtig gut. Hier hingegen würde ich gern mal von anderen lernen können!
 
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Gast

Gast
  • #6
Wenn dein Herz Worte für deine Gefühle nicht alleine findet, dann lass es lieber und halte dich an die "Kopiervorlagen".
Das kann man nicht "lernen".
 
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moosrose

Gast
  • #7
@ Fräulein Smilla
Welches ist denn Dein Lieblingsgedicht? Hab sie erst vor kurzem in einer etwas schwierigen Phase für mich entdeckt und festgestellt, dass ihre Gedichte mir sehr geholfen haben :)
Und wenn ich mal neugierig sein darf, ist aus dem EP-Kontakt mit den Liebesgedichten etwas geworden?

@ habilly
Wenn Dich die Gedichte der "Profis" nicht anregen können, hast Du vermutlich noch nicht die für Dich Richtigen gelesen? Außerdem - wenn Du Dich in vielem gut fühlst, vielleicht ist das mit den Gedichten ja einfach nicht Dein Ding, man kann ja nicht alles gut können ;-)
 
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Gast

Gast
  • #8
@ Fräulein Smilla
Das Ergebnis dieses Kontaktes mit den Liebesgedichten würde mich auch interessieren. Auch ich habe welche erhalten, klug, romantisch, anregend aufregend, es kam auch ein Kontakt zustande. Es war aber ein purer Theoretiker, ohne Empathie im Gegensatz zu den in seinen Gedichten dargestellten Ansichten, wahrscheinlich ein hochgradiger Bindungsphobiker.
 
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Fräulein Smilla

Gast
  • #9
Sozusagen grundlos vergnügt- für die guten Tage
Aufbruch- wenn die Tage mal dunkel sind
und für die Liebe-

Das graue Haar

Ein welkes Sommerblatt fiel mir zu Füßen.
- Dein erstes graues Haar. Es sprach zu mir:
Mai ist vorbei. Der erste Schnee läßt grüßen.
Es dunkelt schon. Die Nacht steht vor der Tür.

Bald wird der Sturmwind an die Scheiben klopfen.
Im Lindenbaum, der so voll Singen war,
Hockt stumm und düster eine Krähenschar.
Hörst Du den Regen von den Dächern tropfen ?

So sprach zu mir das erste graue Haar.
Da aber ward ich deinen Blick gewahr,
Da sah ich, Liebster, lächelnd dich im Spiegel.
Du nicktest wissend: Ja so wird es sein.

Und deine Augen fragten mich, im Spiegel,
läßt mich die Nachtigall im Herbst allein ?
Und meine Augen sagten dir im Spiegel:
Kommt, Wind und Regen, kommt ! Wir sind zu zwein.

Das graue Haar, ich suche es, im Spiegel.
Der erste Kuss darauf, dass war mein Siegel.

(Maschka Kaléko)



Fräulein Smilla 7E1DA741
 
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habilly

Gast
  • #10
Das Grau deines Haares
- für mich etwas Wahres.
Das Blau deiner Lippen
kannst du kippen!

Auch meine nachgeschobene Erklärung, dass ich halt auf Natürlichkeit setze und nicht auf Politur, hat sie nicht davon überzeugt, bei mir ein ihr gerecht werdendes Einfühlungsvermögen anzutreffen. Allerdings finde ich Gedichte mit Fußnoten reichlich unromantisch.
Jetzt weiß ich nicht, ob mehr Zeilen mehr bringen oder eher noch weniger . . .
 
  • #11
@#8: Fräulein Smilla, was für ein Gedicht!! Ich habe es gelesen und geweint. Meine Vergangenheit holte mich wohl ein, denn meine Lebensgeschichte habe ich mir auch immer so vorgestellt. Aber leider suchte sich mein damaliger Mann im "Herbst" lieber eine Andere - ohne graue Haare...
 
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moosrose

Gast
  • #12
@ Fräulein Smilla

ja, das mag ich auch sehr gern :)
Aber noch schöner finde ich das hier - da bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut:

Finale con moto (M. Kaléko)

Du hast in mir viel Lichter angezündet
Mit blauen Träumen mir den Tag erfüllt,
Und alles Blühen, alles Leuchten mündet
Nach im Erlöschen hin zu deinem Bild.

Du kamst: Zum Garten ward das Grau der Straßen.
Du kamst nicht, und der Tag hat nicht gezählt.
Wie hat, allein, das Leben mich gequält.
Der große Trug, den wir zu zweit vergaßen.

Es war der gleiche Sog in unserem Blut,
Die gleiche Saite, jäh entzweigerissen.
Ein müder Klang, um den wir selbst kaum wissen,
Jahrtausendalte, halberstorbene Glut.

Verwehter Ton, der noch im Klingen schweigt,
Gesumm, das ohne Anfang ist und Ende.
Da sich der Schatten deines Ahns dir neigt
Umfängt auch mich der Segen seiner Hände.

Stumm zu verlöschen ist der letzte Sinn,
Still fortzugehen, eh das Feuer schwindet.
Du hast mir viel Lichter angezündet...

Du sollst nicht wissen, daß ich einsam bin.

Grüße Dich Moosrose :)

@ 11 Ich bin auch Perfektionistin, aber in Gefühlsdingen muß es nicht perfekt sein :) Und ein gutes Gedicht muß auch nicht zwangsläufig einer bestimmten festgelegten Reimform entsprechen --- oft geht es auch einfach nur um das Spiel mit der Sprache ...
 
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