Überhaupt auf die Idee zu kommen, dass sie Hilfe braucht, empfinde ich als Bevormundung. Zudem wäre die Welt um ein grosses Stück reicher, wenn sich mehr Menschen nur ein kleines bisschen mehr um ihre Mitmenschen kümmern würden.
Das sehe ich überhaupt nicht so, es ist deutlich erkennbar, dass das persönliche Lebensglück dieser "hilfsbereiten" Frau komplett auf der Strecke bleibt und dass ihr das nicht gefällt. Ich habe mein Leben klang so gehandelt - immer alle befriedet, jeden bei seiner Problemlösung unterstützt. Fazit: als Partner hatte ich immer solche Katastrophenfälle und auch als Freunde. Ich war jahrzehntelang mit dem Krisenmanagement für andere beschäftigt und habe darüber versäumt, mir ein schönes Privatleben und ein stabiles soziales Netz aufzubauen, dass ich tragen kann, wenn es mal nötig ist. Kalr, Erfolg im Job, gutes Einkommen ..., aber das wird irgendwann egal und kann die Leere nicht füllen.
Mit therapeutischer Hilfe habe ich nach einem Komplettzusammenbruch verstanden, warum ich das so gemacht habe. Das ändert aber nichts an den Folgen, die diese Hilfsbereitschaft für mein Leben hatte:
- ich hatte nie einen Partner auf Augenhöhe, sondern habe immer nur die Loser angezogen und mich von ihnen mit Krisenmanagement beschäftigen lassen
- ich habe kein stabiles soziales Netz, weil ich für andere unentwegt Probleme gelöst habe, für Menschen, die selber für andere nicht dasein können/wollen.
Die Chance, zu anderen Menschen Kontakt aufzubauen, die Begegnungen auf Augenhöhe leben und die für mich ein stabiles soziales Netz sein können, habe ich darüber versäumt.
Gerade habe ich mich mit der Frage befasst, ob ich mich sozial engagieren soll, um überhaupt Inhalt und soziale Kontakte in mein Leben zu bringen. Jetzt habe ich mich bewusst dagegen entschieden, weil diese unerwiderte Hilfsbereitschaft zu einer gewissen Bitterkeit geführt hat - das chronische Gefühl ausgenutzt und weggekickt zu werden, wenn die Krise vorbei ist, bzw. ich kein geld mehr raustu'. Das betrachte ich als keine gute Grundlage, wieder für ander dazusein und so überlasse ich das Feld denjenigen, die nicht aufgesetzt selbstbewusst sind und Alleskönner, sondern denjenigen, die viele Skills haben, auch die Fähigkeit, sich abzugrenzen.
Diese überzogene Hilfsbereitschaft macht den Helfer unattraktiv für andere sozial kompetente Menschen.