Schön zu lesen, dass die Lehrerinnen offenbar die über sie bestehenden Klischees bestens kennen.
Das erklärt einleuchtend, dass die meisten ihrer Beiträge den Schwerpunkt auf vorauseilende Bekämpfung dieser Vorurteile legen. Das wäre indes gar nicht erforderlich, weil sie sich als Gruppe keineswegs und schon gar nicht gegen Vorurteile behaupten müssten, sondern - jedenfalls hier - ja nur EINEN Partner suchen. Sie haben es zum Glück ja auch nicht gelernt und geübt, dass es taktisch unklug ist, eine ungewollte Diskussion durch Gegenstatements zu nähren und ihren Lebenszyklus zu verlängern. Ich mag es, hier "LehrerInnen" mit großem I zu lesen; es gefällt mir, dass viele der Besprochenen anheben, dass gerade SIE ein oder mehr Exemplare der jeweils nicht angesprochenen Untergruppe kennen (besonders engagierte, besonders desinteressierte Lehrer) und mit diesem Einzelbeispiel die These zu entkräften versuchen.
Statistik hat Charme. Vorurteile sind ungerecht. An der Heftigkeit eines Dementis erkennt man (im kommerziellen Umfeld, in der klassischen Literatur und bei Schwulen) die Wahrheit der dementierten Behauptung. Da ballert man mit Schrot (einige Kommentatoren aber auch uncharmanterweise mit der Pumpgun) in einen Heuhaufen und was passiert? Heerscharen von Pädagogen rennen hinten raus..
Wie unnötig und wie unehrenhaft. Und wie arm an Waffen. Wer tagsüber nur Co-Lehrer und Schüler diszipliniert, kann sich mit den Usancen des kommerziellen Dschungels nicht so gut auskennen. Lasst sie doch einfach in Ruhe lehren. Schürt nicht die Frustration. Die Schüler müssen es ausbaden.
Irgendwann wird eine® daherkommen, LehrerIn von Beruf und lächeln. Nehmen wir mal an, es ist eine souveräne SIE. Eine Dame. Sie wird schmunzelnd feststellen, dass die Heftigkeit des vorurteilgetragenen Angriffs vielleicht nicht zwingend ein Zeichen argumentativer Stärke ist. Sie wird die Frage in den Raum stellen niemals die Behauptung ob die blackberryvernetzten Manager, CEOs, Juristen und Investmentbanker nicht vielleicht die drei Monate Ferien, die ihnen an der Urlaubsliste der Lehrer fehlen, mit Kleinkriegen, Darstellung von Eitelkeiten, Telnahme an ConferenceCalls, welche überflüssiger und dämlicher sind, als die Reden Enver Hodschas, vergeuden während der Arbeitszeit? Sie wird sich als im Unklaren darüber darstellen, ob die Beantwortung millionenfach anlandender CC und BCC-Mails nicht vielleicht ein total waste of time sind, und sie fragt sich als Deutschlehrerin vielleicht auch, ob die Controller mit einem 60%igen Anglizismenanteil in der Alltagssprache eigentlich noch wissen, was der Unterschied zwischen einer Kapitalflußrechnung und einer Cash-Flow-Projection sei. Sie wird jedoch darauf verzichten, die Beantwortung der Mails, die (verordnete) Teilnahme an den ConfCalls usw. zu entmystifizieren. Sie wird den heftigen Vorurteilen nur ein ja, so war es schon immer entgegensetzen und lächelnd die Verarbeitung jugendlicher Schul-Traumatisierung vieler Erwachsener in Internetforen diagnostizieren.
Sie wird sicherlich erschöpfende Antworten auf ihre Fragen erhalten. Erschöpfend nicht zuletzt deshalb, weil sie am Ende erschöpf daniedersinkt und sich nach der Diskussion lächelnd sagt: und Neger sind alle faul.
Dann nimmt sie vielleicht ein Buch. Vermutlich nimmt sie nicht ein Buch, das gerade in ist, weil es der Manager X geschrieben hat (lassen), sondern nimmt ein schönes Buch. Vielleicht nimmt sie den Schimmelreiter. Sie schlägt es auf, und findet genau das, was sie während der ganzen Diskussion schon intuitiv dachte: sie ändern sich nie, die Dinge. Nur die Zeiten, die ändern sich.
Dann geht sie in den Garten und genießt den freien Nachmittag. Die Sonne scheint.
