G

Gast

Gast
  • #1

Ist Ablenkung wirklich die Lösung?

Hallo Forum,

Bei einer Trennung heißt es ja immer, dass man sich ablenken solle. Aber hilft das auch wirklich oder betäubt es nur die momentan, schlechte Situation in der man sich befindet? Ist Ablenkung wirklich die Lösung aller Trennungsprobleme?
 
G

Gast

Gast
  • #2
Ablenkung bei einer Trennung ist wie 1. Hilfe bei einem Unfall, es stillt die Blutung und den schlimmsten Schmerz.

m
 
M

Mooseba

Gast
  • #3
Man muss hart zu sich sein, sich quälen, viel arbeiten, anstrengenden Sport treiben, sehr schwierige Bücher lesen. Nach dieser knallharten Askese wird es wieder aufwärts gehen.
 
G

Gast

Gast
  • #4
Das geht nur bei leichtem Liebeskummer.
Bei großem Trennungsschmerz ist ja gerade das Problem, dass man nicht ablenkbar ist. Das ist ja sonst so als ob man heftige Kopfschmerzen hätte und jemand sagt: "Lenk dich ab und denk nicht weiter dran." Genau das geht ja nicht und das macht es ja so schlimm.
 
G

Gast

Gast
  • #5
Die Trennung von meinem Partner liegt nun 2 Monate zurück. Ich versuchte alle guten Ratschläge die hier im Forum gemacht werden zu beherzigen.
Ich musste aber feststellen, dass ich anfangs Treffen mit meinen Freundinnen und Unternehmungen unter Leuten überhaupt nicht aushalten konnte.
Ich war eine Zumutung für andere. Traurig, depressiv, still, tränenunterdrückend und unkonzentriert, weil ich wochenlang jede Sekunde an ihn denken musste.
Ich glaube ich habe mein Umfeld sehr genervt. Erwartete von Anderen eine Einschätzung der Lage und das Beantworten der Fragen, die er mir nicht beantwortet hatte. Es gab für mich kein anderes Thema.
Als mir das klar wurde habe ich mich zurück gezogen. War am liebsten allein zu Haus. Das ging 4 Wochen so. Erst jetzt kann ich wieder einigermaßen gefasst aus dem Haus gehen.
w 52
 
G

Gast

Gast
  • #6
Es gibt viele Arten sich zu betäuben. Manche tun es mit Alkohol, andere mit massenhaft Arbeit, wieder andere stürzen sich ins Nachtleben oder in eine neue Beziehung. Aber tief drinnen arbeitet es sowieso trotz Ablenkung. Auch im Schlaf werden Belastungen bearbeitet.

Für mich ist es keine Lösung. Es zeigt mir allenfalls neue Perspektiven und Möglichkeiten für ein Leben ohne diesen Partner.
 
  • #7
Ablenkung ist gut, damit du hin und wieder auf andere Gedanken kommst. Stopf eine Zeit lang deinen Terminkalender voll, besuche Kurse, welche du schon lange machen wolltest. Nichts, wo du zum Nachdenken kommst, etwas, wo deine Aufmerksamkeit gefordert ist und evtl. mit Sport. Da triffst du neue Leute, welche mit deinem alten Leben nichts zu tun haben. Es entwickeln sich vielleicht auch gute neue Freundschaften. Es muss sich ja keine neue Beziehung daraus entwickeln.

Irgendwann merkst du, dass du auch ohne ihm ein gutes Leben haben kannst. Wenn du diesen Punkt erreicht hast, kannst du auch leichter die Trennung an sich verarbeiten.
 
G

Gast

Gast
  • #8
Hallo FS,

ich würde ganz im Gegensatz zu meinen Vorrednern erst einmal eine gewisse Zeit auch der Trauer zur Verfügung stellen. Ob ein Mensch nun gestorben ist oder ihr euch auf andere Weise nicht mehr sehen könnt - der Effekt bleibt der Gleiche. Dir ist ein zuvor lieber Mensch verloren gegangen.
Ich denke auch, dass man erst wieder wirklich frei für etwas Neues ist, wenn man mit dem Alten abgeschlossen hat und dies erreicht man nicht durch einfaches Unterdrücken und Ablenkung.
Es gibt verschiedene Modelle, welche Phasen man bei Trauer durchläuft, vielleicht kannst du dich darüber einmal informieren, falls es dich interessiert. Eine Trauerphase kann dann natürlich auch die Ablenkung durch viel Aktivität sein, welche dir wieder neue Perspektiven eröffnet, aber es sollte nicht nur daraus bestehen.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du für dich die passende Möglichkeit zur Bewältigung findest!
 
G

Gast

Gast
  • #9
Nicht nur Ablenkung hilft.

Der beste Tipp gegen Trennungsschmerz-Prophylaxe = In jeder Beziehung sollte man auch ein eigenes Leben haben, dass ein Partnerverlust besser verdaubar ist.
Viele Menschen fixieren sich zu sehr auf ihr Gegenstück und fallen bei Trennung in ein grosses, leeres Loch.

Wenn eine Beziehung eh schlecht gelaufen ist, sollte man gut darüber nachdenken, ob man das je wieder in die Reihe bekommen kann - also Ehrlichkeit zu sich selbst. Verdrängen sollte man das nicht.

Ich habe im März mit meinem Freund Schluss gemacht. Es herrschte absolute Kontaktsperre. Ich dachte nach und wusste, dass das nie wieder wird, fand zu mir selbst. Das ging gut, weil ich Freunde wie Hobbys habe.

Anfang Juli kam er mal wieder zu mir, und wir haben uns 4x getroffen. Ich sah das Ganze mittlerweile sehr nüchtern, hatte ihn und die Beziehung gut studiert....und da er sich immer noch so "blöd" wie damals verhalten hat, brach ich jetzt komplett ab.
Ich sehe das nach so langer Zeit viel klarer, und er kann mein Leben nicht mehr durcheinander bringen.
 
  • #10
Ich konnte mich damals durch nichts ablenken, es ging einfach nicht!

Also habe ich den Schmerz resigniert angenommen,was blieb mir auch anderes übrig? Essen konnte ich fast gar nichts mehr und war dauernd am Weinen. Beim Gedanken an meinen Partner spürte ich korperlichen Schmerz, als würde mein Herz durchbohrt. Schrecklich war das!

Ich erinnerte mich an die Worte der Hebamme bei der Geburt meines Sohnes, als ich schon dachte, ich schaffe das alles nicht mehr:

"Nimm den Schmerz an, wehre dich nicht dagegen
. Mit jeder Wehe kommst du deinem Kind näher."

Mein "Kind" war nun mein Seelenfrieden, die innere Ruhe, die ich zu erreichen suchte. Ich jammerte meine Freundin an, mit immer und immer wieder dem gleichen Herzschmerz - und tatsächlich:
Mit jeder durchweinten Nacht, mit jedem schmerzhaften Loslassen, kam ich meinem Ziel näher. Naja, lange genug dauerte es trotzdem.

Ich bin überzeugt, dass man den Trennungsschmerz durch Ablenkung nicht verhindern kann. Jeder hat ruhige Momente, in denen trotzdem alles wieder hochkommt, und dann dauert die Verarbeitung des Erlebten nur noch länger.
 
  • #11
Hallo FS,

ich (m) finde, dass Ablenkung nur dann etwas bringt, wenn es dazu führt, dass man sich selber besser fühlt. Sport zum Beispiel hat mir immer sehr geholfen, weil ich mich dadurch vitaler fühle.
Wichtig ist, dass man sich nicht zu sehr von einer Trennung runterziehen lässt. Den ganzen Verarbeitungsprozess kann man dann wesentlich besser bewältigen, wenn man auf beiden Beinen steht.

Falls man doch einmal am Boden zerstört ist gibt es ja immer noch Freunde und Familie die einen wieder aufpeppeln.
 
G

Gast

Gast
  • #12
Selbstverständlich ist Ablenkung eine Hilfe. Wenn Du wieder stabiler bist kannst du nachdenken - aber zuerst brauchst du Stabilität. Die Trauer kommt dann wann sie will. Der Schmerz kommt dann, wenn er will. Nach einem Trauma gibt es fünf wichtige Handlungen um wieder seelisch stabil zu werden. Nicht daran rühren - Nicht daran rühren, Ablenkung, damit keine Zeit für daran rühren ist,
nochmals Ablenkung damit nicht dran rühren klappt. Schon gar nicht dran rühren. Wenn Deine Trennung ein Trauma war - handel danach. W / 57
 
G

Gast

Gast
  • #13
@ 10

Nein, Freunde & Familie stehen nicht zur Verfügung um die Flurschäden, die rücksichtslose Männer anrichten immer schön wieder aufzuforsten wie im Naturschutzgebiet nach Tornadowochen.

Ausserdem können andere schlecht absehen was dir ein Mensch den sie gar nicht mehr kennengelernt haben mal bedeutet hatte. Also verstehen sie auch deine Trauer nicht.
Es kommen dann so Sprüche wie "lenk dich ab." Ich denke Zerstreuung hilft nur bei oberflächlichen gescheiterten Flirts. Wenn du so richtig getroffen wurdest wirst du weinen.
 
  • #14
Liebe FS,

ich bin gerade heute dabei, den letzten Umzugstag zu bewältigen. Tränen sind schon viel geflossen. Ich habe diesen Mann so sehr geliebt, mich total auf ihn eingelassen und nun ist die Bewältigung der Trennung eine solche Herausforderung, die ich nicht mehr alleine schaffe. Eine Psychologin riet mir, in diesem Fall nicht gleich nach vorne zu schauen, sich mit Arbeit zu ersticken, so wie ich es tue und dazwischen heule ich mir die Seele aus.Das ist ein Wechselbad der Gefühle und immer wieder mit Weinanfällen durchsetzt. Sie riet mir, erst zu "trauern", mich auszuweinen, mich auszusprechen. Danach sollte man den Blick erst nach vorne richten und wieder viel mehr tun. Im Moment fühle ich mich so taub, dass ich keine große Freude hätte, mit anderen unterwegs zu sein.
Ich denke, dass es wirklich sehr darauf ankommt, wie tief man sich emotional in eine Beziehung eingelassen hat.. Tränenzeit muss wohl erst sein, wenn die Trennung einen zu sehr trifft.
w/47
 
G

Gast

Gast
  • #15
Selbstverständlich ist Ablenkung eine Hilfe. Wenn Du wieder stabiler bist kannst du nachdenken - aber zuerst brauchst du Stabilität. Die Trauer kommt dann wann sie will. Der Schmerz kommt dann, wenn er will. Nach einem Trauma gibt es fünf wichtige Handlungen um wieder seelisch stabil zu werden. Nicht daran rühren - Nicht daran rühren, Ablenkung, damit keine Zeit für daran rühren ist,
nochmals Ablenkung damit nicht dran rühren klappt. Schon gar nicht dran rühren. Wenn Deine Trennung ein Trauma war - handel danach. W / 57

Tja, das wären dann diejenigen, die plötzlich unter unerklärlichen Kopfschmerzen leiden oder bei der Arbeit zusammen klappen.

Liebe FS
Trauer kann und soll man nicht einfach so verdrängen, früher oder später sucht sie sich einen anderen Weg um sich bemerkbar zu machen. Ich kann mich daher meinen VorschreiberInnen nur anschliessen. Nicht zu sehr ablenken, sondern alles, was Dir durch den Kopf geht und was Dich traurig macht, raus lassen. Wenn Du weinen magst, tu es, wenn Du schreien magst, nimm ein Kissen, (damit die Nachbarn nicht erschrecken ;-)), und tu es, schreibe einen Brief (aber nicht abschicken!), und zwinge Dich zu nichts, was dir im Moment komplett gegen den Strich geht. Vielleicht lenkt Dich ein Buch oder ein Film etwas ab oder das Gespräch mit Freundinnen? Im Moment darfst Du einfach ein Mensch sein, der trauert, ungeschminkt und im Schlabberlook zu Hause rum sitzen und Dich erholen. Mit jedem "Trauerschub" wird`s besser!
Viel Kraft und: Du bist nicht allein!

w, 38
 
G

Gast

Gast
  • #16
Die Ablenkung, wie viele hier schreiben, soll der 2. Schritt sein.
Zuerst will die Trauer bewusst erlebt werden, mit all der Verzweiflung, den Tränen, der Hilf- und Hoffnungslosigkeit, die dazu gehören. Das ist gesund. So kann man verarbeiten und überwinden.

Danach ist Ablenkung gut. Ablenkung von Trauer und Schmerz, welcher Art auch immer, ist das Gegenteil von Heilung, Verarbeitung und Loslassen.
 
Top