Hm, schwieriger Fall. Es zeugt im besten Falle von großer Offenheit und großem Vetrauen Dir gegenüber, weil sie Dich vielleicht wirklich mag. Im schlechtesten Falle ist sie unsensibel oder gestört, insofern als sie sich viel zu schnell öffnet und alle Leute mit ihren Problemen überhäuft. Die genaue Beurteilung kann man nur aus der Situation heraus treffen.
Gerade bei Schwangerschaftsabbruch herrschen meist extreme Ansichten vor: Die meisten halten das entweder für Mord am ungeborenen Kind oder für das gute Recht der Frau, über den eignen Körper zu bestimmen; Mittelwege sind eher selten. Ich könnte mir (im positiven Falle aus Absatz 1) vorstellen, dass diese Frau auf keinen Fall einen Partner haben möchte, der Schwangerschaftsabbruch für unmoralisch hält. Dafür hätte ich großes Verständnis, denn wer möchte sich schon von seinem Partner abgelehnt fühlen? Das zweite Treffen scheint mir aber so oder so ziemlich früh für so ein Thema. Wie nah seid Ihr Euch denn schon gekommen?
Wie hätte "ich als Mann"

) reagiert. Schwer zu sagen als Frau. Sagen wir mal so, wenn Du kein Problem damit hast, einfach genau so offen wie sie: "Ich habe da eine liberale Einstellung. Warum wolltest Du denn damals das Kind nicht?". Wenn schon so ein Thema angeschnitten wird, dann kann es auch abgehandelt werden, finde ich. -- Wenn Du dagegen strikter Abtreibungsgegner bist, dann ist es natürlich schwieriger. Vielleicht: "Oh, ich bin ein Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen. Warum hast Du denn damals keine andere Möglichkeit gesehen?". Na gut, und dann könntet Ihr Euch beide überlegen, ob es unter solchen Bedingungen für Euch miteinander paßt. Vielleicht war das ihre Intention?
Prinzipiell bin ich der Meinung, dass Partner bei wesentlichen politischen, religiösen und weltanschaulichen Dingen ähnliche Meinungen haben sollten. Schwangerschaftsabbruch gehört nicht unbedingt zu den wichtigsten Aspekten, solange es einen nicht betrifft, aber falls doch, dann denke ich, dass ich stark bevorzugen würde, mein Partner dächte ähnlich.
Ganz persönlich mich betreffend gefällt es mir, sehr früh politische und tiefschürfende Themen zu erörten, denn ich liebe Diskussionen und Meinungsaustausch und oberflächlicher Smalltalk liegt mir auch nicht. Mir gefallen solche Themen sehr -- allerdings würde ich im Kennenlernprozess keine Themen wählen, die mich derart persönlich betreffen würden.