@ Frederika und Fräulein Smilla:
Ich möchte mich mal an Eurer Diskussion beteiligen. Fräulein Smilla: Du hast die Titelfrage [gelöscht] nicht verstanden. Sie lautet, ob man an Namen die Schichtzugehörigkeit erkennt. Ich kann mich da nur Frederika anschließen: Ja, natürlich kann man im statistischen Durchschnitt sehr wohl eine Korrelation von Schicht und Vornamen erkennen.
Ich glaube, jeder muß einfach mal im Geiste seinen Freundes- und Bekanntenkreis und fremde Leute durchgehen und wird x Beispiele dafür finden. Und wie das bei der Statistik so ist: Natürlich wird man auch unter Akademikerkindern Namen wie Cindy oder Mandy finden. Aber ich denke, daß der Anteil dieser Namen in der Unterschicht ca. 10 Mal so hoch sein wird. So ist es z.B. auch kaum zu bestreiten, daß gerade Angehörige des Hochadels den Kindern eher seltene und altertümliche Namen geben wie Leonard, Roderik, Sofia, Gloria. Und sich dem Trend von Kevin, Mandy, Cindy, Amélie, Sydney usw. verweigern.
Es geht - wie Frederika schon sagte - um statistische Häufungen. Das ist ja der Sinn von Statistiken - ein Gesamtbild wiederzugeben. Und dazu gehören auch Ausreißer noch oben und unten. Es verhält sich dabei wie bei der berühmten Regel, die immer auch eine Ausnahme hat. Aber es wird sich bei den Namen sicherlich eine signifikante Häufung bei bestimmten Schichten feststellen lassen, davon bin ich überzeugt. Wahrscheinlich werden wir hier aber keine amtliche Statistik oder auch nur eine bei Wikipedia finden.
Die Frage, die eingangs gestellt wurde, war vollkommen wertneutral formuliert. Aber kommt man auf Schichten zu sprechen, erhitzt das die Gemüter halt schnell. Denn meiner Meinung nach unterstellst Du Leuten wie z.B. Frederika absolut zu Unrecht, daß sie Unterschichtenkinder dann anders behandeln würden. So zumindest habe ich Deine Antwort an Frederika verstanden. Denn Du schriebst ja, daß es nicht sein könne und dürfe, daß Du Kinder mit verschiedenen Vornamen aus verschiedenen Schichten unterschiedlich behandeln würdest. Ich bin fest davon überzeugt, daß Du das nicht tust. Das wird Dir Deine Ehre als Arzt und als normaler Mensch verbieten. Und das ist auch gut so.
Aber es hat ja auch niemand dazu aufgerufen, Kinder mit "Prekariatsnamen" deswegen schlechter zu behandeln. Die Frage war nur, ob man aufgrund des Namens eine bestimmte Zuordnung zur Schicht treffen kann und mit dieser Einschätzung richtig liegt und nicht, ob daraus folgen darf oder soll, daß man diese Leute dann unterschiedlich behandelt.
Aber man muß doch noch feststellen dürfen, daß es Unterschiede gibt in der Auswahl der Vornamen der Kinder in der Unterschicht einerseits und der Mittel- und Oberschicht andererseits ohne dafür gleich an den Pranger gestellt zu werden. Das aus politisch-korrekten Gründen nicht sehen zu wollen, bringt doch nichts. Mal ein ganz anderes Beispiel: Ich weiß nicht, ob es immer noch so ist aber Autoversicherungen haben in den 90er-Jahren gefragt, ob man mit seinem Auto öfter nach Polen fahren würde. Das war nun mal die Zeit, in der sehr viele Autos in Deutschland gestohlen und nach Polen verfrachtet wurden von Banden. Das war einfach so. (Ich war damals öfter mit Auto in Polen und weiß, was für ein enormer Aufwand betrieben werden mußte, um auch nur Mittelklassewagen vor Diebstahl zu schützen.) Versicherungen verlassen sich da auf Statistiken und nicht auf Polemiken. Auch wenn Harald Schmidt natürlich seines dazu beigetragen hat, daß dann viele Deutsche glaubten, alle Polen würden klauen... Die Frage danach, ob man nach Polen fährt, ist deswegen nicht diskriminierend, sondern für einen Versicherer total legitim, um das Diebstahlsrisiko richtig einschätzen zu können. Das nur mal als Beispiel. Ich hoffe, daß rübergekommen ist, was ich im übertragenen Sinne damit meine.
Ich persönlich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, daß vor allem diejenigen ihren Kindern die abenteuerlichsten englischen und französischen Namen geben, die auf Englisch keine drei Sätze geradeaus sprechen können und Französisch in der Regel gar nicht beherrschen. Sie schaffen es oft noch nicht mal, die Namen, die sie den Kindern gegeben haben, in der Ursprungssprache korrekt auszusprechen. Diese Peinlichkeite würde ich mir nicht geben wollen. Gerade englische und französische Vornamen finde ich nur dann sinnvoll, wenn man die Sprache halbwegs beherrscht und eine irgendwie geartete Verbindung zu dem Land hat. Wenn man z.B. mal als Au Pair - Mädchen in Frankreich war und deshalb eine besondere Beziehung zu Frankreich hat, ist es für mich verständlicher, daß man seinem Kind einen französischen Namen gibt. Unverständlich ist es für mich hingegen, daß nach einem Film wie "Kevin allein zu Haus" und "Die fabelhafte Welt der Amélie" Kevins und Amélies wie Pilze aus dem Boden schießen.