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  • #31
Wie steht Ihr, ganz persönlich, zum Thema Abtreibung?

Ich bin immer wieder mit dieser Frage konfrontiert und muss sagen, dass es mich sehr belastet.
Ich gestehe jeder Frau diese Entscheidung zu, sehe aber auch haufenweise Pärchen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen und keines bekommen können.

Daher empfinde ich eine Adoption als einen mutigen Weg und eine echte Alternative zur Abtreibung.

Wie ging es euch, als eventuell Betroffene, in der Phase der Entscheidung?

Ich konnte es nicht und habe meine verhüteten Kinder bekommen.
Ich bekomme jedes Mal Tränen in den Augen und bin überglücklich, wenn sich eine Frau doch für ihr Kind entschieden hat und nicht zum Abtreibungstermin erscheint.
Ich versuche in meiner Hilfestellung so neutral wie es mir möglich ist zu bleiben, mache aber meine eigene Sichtweise ohne missionarischen Eifer klar. Alles andere wäre für mich verlogen.

Warum habt ihr euch gerade so- oder anders entschieden?


Aus buddhistischer Sichtweise ist es ein Lebewesen, sobald sich Ei und Samenzelle treffen und das Kind sich eingenistet hat.

Dann gibt es Unterschiede in der Bewertung der Handlung der Abtreibung.

Z.B treibt jemand aus Zorn ab, treibt jemand aus Verzweiflung ab, treibt jemand ab, weil es schwerwiegend gesundheitliche Probleme für die Mutter geben könnte etc.

Als Buddhistin mit dem Versprechen zum Besten aller Wesen zu arbeiten könnte ich nicht selbst abtreiben, ohne dieses Versprechen zu brechen.

Daher kam für mich Frauenärztin zu werden leider nicht Infrage, obwohl ich diesen Beruf toll gefunden hätte. Geburten und Schwangerschaften betreue ich nämlich gerne.

Wie ging es euch danach, wie auch immer die Entscheidung ausfiel?

Mit einer Abtreibung geht es mir schlecht, über Geburten freue ich mich.

Ich habe mir lange überlegt ob ich mich anonym, oder öffentlich zu diesem Thema äußere.
Da ich aber in meinem beruflichen Alltag sehr oft mit diesem Thema konfrontiert bin, schien mir eine Wortmeldung sinnvoll.
 
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  • #32
@ Frederika: Frauen, die " ...fühlen, als WÄREN sie in einer Notfallsituation." Das WÄREN habe ich hervor gehoben, weil genau darum geht es mir jetzt.
Glaub mir, sie SIND es!! Da du noch nie schwanger warst, kannst du dir wahrscheinlich nicht vorstellen, was im Körper und in der Seele einer Frau passiert, wenn sie schwanger ist, und zwar vom ersten Moment an! Das fühlt sich nicht nur wie ein ein Pickel an, den man ausdrücken kann! Die Hormone spielen verrückt, und diese wirken sich extrem auf das Gefühlsleben aus, auf den Körper und auf die Seele! JEDE Frau fühlt die Veränderung und JEDE Frau kommt da in große Nöte! Selbst deinen 3 Freundinnen nehme ich nicht ab, dass sie beim Arzt waren - "und fertig!"

Mit "gesellschaftlicher Moralisierung" hat das absolut gar nichts zu tun! Es ist eine reine Gefühlssache! Diese Phänomen kann man keinesfalls auf Einflüsse von außen abwälzen.
In deinen Postings spricht der Verstand, so wie ich es auch noch von mir selbst kenne, während der Studienzeit! Aber deine Seele und dein Gefühlsleben kann da noch gar nicht mitreden!

Viele Frauen leiden ihr ganzes Leben darunter, sich gegen das Kind entschieden zu haben. Eine davon ist eine Bekannte, die noch heute, 20 Jahre danach, damit hadert. Wenn sie einen jungen Menschen sieht, der heute im Alter des Kindes wäre, kommen ihr die Tränen!
Angela
 
  • #33
@#29
Bei allem Respekt Frederika: Selbst mögliche moralische Bedenken bezüglich einer Abtreibung als "Gewäsch" zu bezeichnen, zu sagen, dass eine Frau, wäre sie denn selbstbewusst genug und hätte ihr Leben im Griff dann würde sie einfach zum Arzt gehen und das machen lassen und fertig- und dann jemanden anderen vorhalten unsensibel zu sein, halte ich für etwas vermessen.
 
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Fräulein Smilla

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  • #34
Wenn hier schon "neutrale" Wortmeldungen zum Thema Abtreibung erwünscht sind, so kann dies jeder nur für sich selbst tun, oder von seinem Alltag berichten. Alles andere führt zu persönlichen Angriffen und damit sind wir bei einem solch sensiblem Thema schnell in der verletzenden Ecke und dies finde ich wirklich zu traurig für einen fruchtbaren Austausch.

Ich kenne niemanden der eine Abtreibung einfach so "wegsteckt" das tut man nicht mal als Arzt. Wer öfters in seinem Alltag damit konfrontiert ist, denkt sehr differenziert darüber nach und würde nicht einfach solche Pauschalaussagen machen, wie „das macht man halt weil es nicht passt.“
Der weibliche Körper stellt sich auch hormonell auf eine Schwangerschaft ein und dementsprechend gibt es immer auch die hormonellen Umstellungsfolgen eines Abbruchs.

Ich persönlich würde keine Partnerin haben wollen die ihr Kind „einfach so“ abgetrieben hat und mit dieser Entscheidung hinterher „glücklich“ war. Da wäre mir eine mit Kind lieber.

Fräulein Smilla 7E1DA741
 
  • #35
@#32: Katharina, mir geht es darum, dass hier jeder seine eigene Meinung basierend auf den eigenen Moralvorstellungen bilden sollte. Gerade bei diesem sensiblen Thema neigen aber immer wieder viele dazu, anderen ihre eignen Moralcodices aufzuzwingen. Dagegen wende ich mich. Dieses Thema betrifft den eigenen Körper und die eigenen religiösen, ideologischen und moralischen Ansichten -- nicht mehr und nicht weniger.

Wenn jemand aus religiösen Gründen auf keinen Fall abtreiben möchte, dann kann ich das uneingeschränkt akzeptieren. Dann sollte er das auch auf keinen Fall machen! Aber er sollte eben auch nicht MIR erzählen, dass ich das aus SEINEN Gründen nicht darf, sondern er sollte akzeptieren, dass andere eben andere Glaubensvorstellungen haben.

Ich finde es furchtbar, dass hier vor allem zwei Dinge mitschwingen: "Es ist Mord / ein Kind / ein Mensch, der da vernichtet wird." Das soll anderen eine Meinung aufzwingen und moralisch verurteilen. Einer Frau, die wirklich in der Situation ist, würde es wesentlich mehr bringen, rationaler, exakter über den Zustand einer Schwangerschaft in bestimmten Schwangerschaftswochen aufgeklärt zu werden -- pauschalierende Aussagen sind nur moralisierend.

Der zweite Punkt, der mitschwingt, ist "Keine Frau verarbeitet eine Abtreibung". Was für ein Unfug. Jede Frau könnte das verarbeiten, wenn die Gesellschaft nicht soviel Trubel darum machen würde. Es ist nachweisbar, dass die Häufigkeit postabortiver Psychotraumata ganz stark davon abhängt, wie die Umgebung dazu eingestellt ist. Der Kummer entsteht nicht durch die Abtreibung selbst, sondern dadurch, dass einem erzählt wird, wie übel das alles ist.

Frauen würden viel freier und ohne Seelenschmerz ihr Leben gestalten können, wenn nicht von allen Seiten mit den unterschiedlichsten Hetzereien auf sie eingefeuert werden würde. Jede Frau muss die Entscheidung alleine treffen. Da sind wir uns sicherlich einig.

Letztlich schwingt bei ALLEN Beiträgen hier die persönliche Meinung mit und die meisten wollen sie für alle geltend machen. Das finde ich unangemessen.
 
  • #36
@#34

Ich zwinge niemanden dazu meine Moralvorstellungen zu übernehmen, ich habe meine Gründe das zu sehen wie ich es sehe und Punkt. Ob DIR diese Gründe schlüssig erscheinen ist mir ehrlich gesagt sch... egal. Ich wehre mich schlicht dagegen, dass hier anderen vorgeworfen wird sie schwingen die moralische Keule es aber andererseits vollkommen ok sein soll es als etwas darzustellen von dem die Moral und das persönliche Empfinden vollkommen ausgeschlossen sind weils ja nur ein simpler medizinischer Eingriff ist.

Und zu deinem Punkt 2: Niemand hier hat gesagt, dass eine Frau das nicht verarbeiten kann. Es war von wegstecken die Rede, von emotional nicht berührt werden, von :Na dann gehe ich zum Arzt, lass es wegmachen und fertig bei der Arzttür raus und nie wieder dran gedacht.
 
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Fräulein Smilla

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  • #37
@Frederika
Ich muss mich doch sehr über Deine Meinung wundern, da Du ja sonst eher familienfreundlich eingestellt bist und bei Dir die Partnerwahl ja sehr differenziert geschieht.
Ich hätte da eher jemanden vermutet, der Schwangerschsftsabbrüchen gegenüber seeeeehr kritisch ist. Wertkonservative Frauen stehen oft auch alleine zu dieser Verantwortung und so hätte ich Dich auch eingeschätzt.
Naja auch ich kann mich täuschen.
Aber nochmal kurz nachgefragt, denkst Du wirklich Du würdest einen Abbruch so leicht verarbeiten und was sollte Dich dazu bewegen?
Ich kann das jetzt wirklich nicht so ganz glauben, tut mir leid.
Fräulein Smilla 7E1DA741
 
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  • #38
Liebe Frederika, du solltest fair genug sein, Meinungen und Erfahrungen anderer Frauen nicht als "Unfug" zu bezeichnen! Deine Meinung kann ich akzeptieren und hoffe sehr, dass du niemals in diese Situation kommst.
Außerdem habe ich hier KEINEN EINZIGEN Beitrag gelesen, der eine"Hetzerei" war, Gott sei Dank!
Angela
 
  • #39
@#37: Hallo Angela! Ich habe doch gerade dargeelgt, dass ich die Haltung anderer zum Schwangerschaftsabbruch uneingeschränkt akzeptiere. Was ich mit Unfig bezeichnet habe, ist aus persönlichen Erfahrungen oder moralisierenden Statements abzuleiten, dass KEINE Frau eine Abtreibung schadlos überstände. Das IST Unfug. Warum sagt man nicht: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass..." oder noch besser "Ich selbst könnte auf keinen Fall..."? Das kann ich nicht nur akzeptieren, sondern das akzeptiere ich. Aber damit muss dann eben auch das Bewusstsein verbunden sein, dass es durchaus genug nicht-regliöse, aufgeklärte, gebildete Frauen gibt, sie eine Schwangerschaft abbrechen lassen und danach nicht belastet sind. Die gibt es nämlich zur Genüge.

@#36: Hallo Smilla! Ja, ich kann Deine Überraschung zu einem gewissen Grade gut nachvollziehen. Ich bin auf manchen Gebieten wertkonservativ, aber eben nicht basierend auf Religion oder Tradition, sondern auf Verstand, Vernunft, Anstand, Höflichkeit. Beides schließt sich natürlich nicht miteinander aus, aber es hat halt doch mitunter andere Haltungen zufolge. Du studierst Medizin und wirst vielleicht nachvollziehen können, dass ich einen befruchtete Eizelle, eine frisch nidierte Blastozyste oder auch einen vierwöchigen Embryo nicht als Person sehen kann. Zweitens bin ich einfach fest davon überzeigt, dass eine Frau über ihren eigenen Körper frei bestimmen können muss. Es kann einfach nicht angehen, dass ich Geisel des Embryos bin und zwangsweise alle Strapazen einer Schwangerschaft erdulden muss, ob ich will oder nicht. Das ist für mich wirklich nicht akzeptabel. Meine eigene Freiheit hat einen nicht verhandelbaren Wert. Ich habe nur ein Leben und das muss ich so gestalten und ausleben, wie es mir persönlich richtig scheint.

Wie man selbst wirklich reagiert, weiß man vorher nie sicher. Inzwischen wäre ein Kind nicht mehr das Schlimmste, mit dem richtigen Partner sogar etwas sehr Schönes. Ich glaube, heutzutage würde ich eine Schwangerschaft nicht mehr abbrechen lassen. Aber früher während des Studiums? Oder während meiner Jahre im Ausland? Nein, da hätte ich ganz gewiß kein Kind kriegen wollen und ich denke, ich hätte ausgesprochen früh abgebrochen, lange bevor man sich um den Entwicklungsstand eines Embryos hätte Sorgen machen müssen. Ja, und ich bin sicher, dass ich mir in so einem Falle eines Frühabbruchs wirklich keine Selbstvorwürfe gemacht hätte. Mach meinem moralischen Weltbild ist das absolut vertretbar und kein "Mord" an einem "Menschen". In diesem Stadium gibt es auch sehr viele Spontanaborte, über die öffentlich kaum gesprochen wird. Fast jede zweite Frau hat bis zu ihren Wechseljahren mindestens einen Spontanabort erlebt. Das ist Natur und kein Massensterben von Menschen. Sentimentalitäten gegenüber frühen Embyronen sind nicht rational begründbar, sondern konstruiert.

Das bekannte Beispiel: Wenn ein Feuerwehrmann in einer brennenden Klinik die Wahl hat, eine Petrischale mit 100 befruchteten Eizellen oder einen einzigen lebenden Säugling zu retten, so wird er sich all diese Fragen nicht stellen. Ihm und jedem anderen ist völlig klar, dass der Säugling gerettet wird. Die Theorie hinter Gegnern der Spirale oder von Frühabbrüchen hält der Realität einfach nicht Stand.

Ich bin ein Mensch, der sehr stark auf Eigenverantwortung und Verantwortungsbewusstsein wert legt. Ich finde aber nicht, dass Frühabbrüche mit diesen Konzepten in Zusammenhang stehen. Ich darf über meinen Körper frei entscheiden und muss dafür dannauch die Verantwortung tragen. Das ist richtig. Ich muss mich aber nicht von meinem eigenen Körper gängeln lassen, sondern kann durchaus eingreifen. Auch das ist Verantwortung.

Ich wage hier sogar zu sagen: Erleichtert Schwangerschaftsabbrüche in den ersten sechs Wochen drastisch, ohne Beratung, bei dem eigenen Gynökologen, damit gar nicht erst reifere Embyronen entstehen. Ein Frühabbruch hat keine moralischen Implikationen, die über einen frühen Spontanabort hinausgehen. Vermeidet später Abbrüche, favorisiert unkomplizierte frühe Abbrüche -- damit wären allen geholfen. Die Mütter wären unbelastet, die Embryonen weit vor Gefühlsregungen und der Eingriff ungefährlich.
 
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  • #40
@Frederika: Ich habe meine Meinung zu diesem Thema bereits dargestellt. Aber eines zur Klarstellung: Ich habe nicht den Eindruck, dass hier auch nur ein ein einziger mit religiösen oder moralischen Totschlagargumenten gesprochen hat. Auch konnte ich nirgends "Hetzereien" entdecken! <gekürzt>

Trotzdem will ich auf deine Forderung eingehen, dass bei jeder persönlichen Meinung der Zusatz stehen müsste: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass...", dann verstehe ich nicht, warum du dich selbst nicht daran hältst und (unter anderem) schlicht behauptest: "Das IST Unfug"! Damit stößt du hier alle vor den Kopf, die sich über Abtreibung ein paar Gedanken mehr machen"!

Lass doch den anderen ihre ganz persönliche Einstellung! Gefühle lassen sich nämlich nicht mit "Gegenargumenten "widerlegen"!! Außerdem sollte dies doch auch nicht ein Diskussionspunkt werden, der den Eindruck hinterlässt "Eine gegen alle"!
Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass die gefühlsmäßig untermauerten Argumente die realistischeren sind!

Angela


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  • #41
Ich möchte gern auch mal ein paar Gedanken aus eigener Erfahrung beisteuern. Inhaltlich gehe ich völlig mit Angela und Frederika konform. Für mich gehört es zu den ureigensten Rechten einer jeden Frau zu entscheiden, was sie mit ihrem Körper macht. Im Frühstadium einer Schwangerschaft ist der Embryo ein nicht lebensfähiger Teil des Körpers der Frau - und kein Mensch. Ein Mensch ist er erst, wenn er geboren wurde. Deshalb gibt es ja auch verschiedene Begriffe wie "Fötus", "Embroy", Säugling. Einer Frau eine Schwangerschaft aufzuzwingen ist faschistoid.
Für mich persönlich habe ich auch immer die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches bejaht, sollten die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Bei Behinderung sowieso.

ABER: jetzt kommt die Abteilung: das praktische Leben. Ich vertrage keine Pille. Durch einen kleinen "Unfall" bedingt, wurde ich schwanger im Alter von 33. War verzweifelt, glaubte mein Leben nicht mehr im Griff zu haben. Einerseits wünschte ich mir ein Kind, andererseits nur mit Mann (der Erzeuger kam nicht infrage). Den Beratungsschein habe ich mir abgeholt, das war mir wichtig, um das Gefühl zu haben, die Sache selbst entscheiden zu können.
Einerseits wollte ich das Kind nicht, andererseits wollte ich es. Das ging so weit, daß ich morgens "JA" sagte, mittags "NEIN" und abends wieder "JA". Eine furchtbare, quälende Zeit. Aber irgendeine Stimme in mir sagte mir, daß dieses Kind ein ganz besonders werden muß, was sich so energisch ins Leben "schummelt". Ich habe es nicht fertiggebracht, einen Abbruch vornehmen zu lassen.
Heute habe ich einen zuckersüßen Jungen, ein großes Geschenk. Meine mir damals zum Abbruch zuratende Freundin ist immer noch kinderlos weil sie zwischendurch noch ihre Eltern pflegen mußte...
Fazit: manchmal muß man das Leben einfach so nehmen wie es kommt. Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt. (ausgenommen natürlich Teenagerschwangerschaften, Inzest, Behinderung etc.)

Noch ein PS: Bis zur 20. Lebenswoche wußte ich nicht, ob das Kind eine schwere Behinderung hat oder nicht. Ich habe einen Feinultraschall machen lassen. Wäre eine Behinderung (in dem Falle offener Rücken mit Gefahr geist. Behinderung, offenes Herz etc.) festgestellt worden, hätte ich das Kind trotz positiver Entscheidung zu ihm und trotz 20. Woche abgetrieben.

Es ist eine Entscheidung, die jede Frau für sich treffen muß. Schließlich ist es ja auch sie, die alle für alle Folgen geradestehen muß.

c.
 
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  • #42
Mit Mitte 40 wurde ich noch einmal von meinem Ehemann schwanger. Ich fühlte mich damals zu alt, um noch einmal von vorne anzufangen. In Absprache mit ihm entschied ich mich zur Abtreibung. Die Entscheidung dafür machte mich seelisch krank! Das ist jetzt 5 Jahre her, und ich komme darüber nicht hinweg.Heute würde ich mich anders entscheiden!
 
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  • #43
@Frederika: "Du [...] wirst vielleicht nachvollziehen können, dass ich einen befruchtete Eizelle, eine frisch nidierte Blastozyste oder auch einen vierwöchigen Embryo nicht als Person sehen kann. [...] Es kann einfach nicht angehen, dass ich Geisel des Embryos bin und zwangsweise alle Strapazen einer Schwangerschaft erdulden muss, ob ich will oder nicht."

Ich denke wir alle sind uns einig, dass Verschmelzung von Ei und Samenzelle einen Prozess einleitet, der aus einem "Zellhaufen" einen erwachsenen Menschen macht. Mit Sicherheit ist es nicht gerade naheliegend, einem unförmigen Etwas ohne Bewusstsein Persönlichkeitsrechte zuzugestehen. Das hieße jedoch, es gäbe irgendwann im Laufe dieses Prozesses einen bestimmten Punkt, in dem sozusagen von einer auf die andere Sekunde aus einer Art Eindringling in Deinen Körper ein Mensch mit dem unbestreitbaren Recht auf Leben wird. Aber hier liegt die alles entscheidende Frage: wo genau ist dieser Punkt? Nidation oder messbare Hirnströme? 12. Schwangerschaftswoche (deutsche Rechtsprechung) oder 10. (Portugal, Türkei)? Oder gar wie in #40 "Ein Mensch ist er erst, wenn er geboren wurde."?

Wer hat das Recht - und was gibt ihm dieses Recht -, einen solchen Punkt zu definieren? Du? Ein Gremium von Medizinern/Juristen/Politikern? Dürften diese Leute z.B. auch, sagen wir mal das erste gesprochene Wort, nehmen? Und was genau ist der Embryo in der Sekunde vor diesem Moment: zwar ein Lebewesen, aber mit weniger Rechten als eine vom Aussterben bedrohte Fledermausart? Zumindest "irgendwie ein bisschen" menschlich, aber wenig genug um dieses Leben ohne weiteres beenden zu dürfen?

Wir sprechen hier über die Frage von Leben oder Tod von etwas, das sich unaufhaltsam und stetig - in vielen Phasen und bedeutenden Einschnitten, jedoch ohne den einen, plötzlichen, alle anderen Schritte überragenden Sprung - zu einem erwachsenen menschlichen Individuum entwickelt. Menschliches Leben ist das höchste und schützenswerteste Gut in unserer Gesellschaft. Daher halte ich es für vermessen und dem Ernst dieser Frage nicht gerecht, wenn sich irgendjemand (wer auch immer) das Recht zugesteht, den Beginn des Menschseins willkürlich definieren zu können. Die einzig mögliche Konsequenz ist, dass das Leben eines Menschen vom Beginn seines Heranwachsens an schützenswert ist. Dies mag eine sehr rationale Betrachtung des Themas sein, aber gerade Du berufst Dich andauernd auf eine solche und sperrst Dich gegen eine emotionale Argumentation (wie Du es nennst "Negativpropaganda").

Dies sehe ich auch vor dem Hintergrund der in der Regel angeführten Gründe für den Abbruch (lt. Statistik 97%): die Belastung der Schwangerschaft selbst (vgl. Deine obige Formulierung) sowie Einschränkungen in der Freizeitgestaltung und Karriereplanung. Dies gegenüber einer Tötung von (heranwachsendem) menschlichen Leben anzuführen und dem eigenen (heranwachsenden) Kind sein Dasein einfach wegzudefinieren - ohne das Thema wirklich zu durchdenken - ist nicht mehr egoistisch, sondern traurig.

7E1B5E71
 
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  • #44
@#40: "Ein Mensch ist er erst, wenn er geboren wurde." Überleg Dir mal, was Du da sagst. Bis zum Moment der Geburt wäre ein Kind Deiner Ansicht nach kein Mensch. Ich sag es ungern, aber zwischen dieser Aussage und einer Rechtfertigung der Frau, die ihre neugeborenen Kinder im Blumenkübel vergraben hat, liegen nur wenige Minuten Säuglingsleben.

Was mich ebenso schockiert ist die Selbstverständlichkeit, mit der Du einem behinderten Kind das Recht auf Leben absprichst. Was sind hierfür Deine Gründe? Denkst Du, ein solches Leben wäre zu grausam für das Kind? Möchtest Du Dir selbst eine "Belastung" ersparen? Hast Du eigentlich jemals näher mit behinderten Menschen zu tun gehabt? Meine Schwester ist körperlich behindert. Auch wenn sie mit Sicherheit Einschränkungen, Belastungen und manchmal auch Schmerzen zu tragen hat, führt sie ein selbstständiges, fröhliches und erfülltes Leben; gerade hat sie an einem regulären staatlichen Gymnasium ihr Abitur als Jahrgangsbeste abgelegt. Selbstverständlich benötigte sie in ihrer Kindheit wesentlich mehr Zuwendung von Seiten meiner Eltern als ich und unser Bruder. Mit Sicherheit war dies für meine Eltern manchmal nicht leicht und verlangte ihnen Verzicht ab. Jedoch kämen sie niemals auch nur annähernd auf den Gedanken, irgendetwas zu bereuen - ich glaube es gibt keine Eltern der Welt, die die Liebe und Freude an ihrem Kind ernsthaft gegen "Arbeit", Sorgen, mangelnde Freizeit oder gar finanzielle Belastungen aufwiegen würden (nach dem was Du über Deinen Sohn schreibst, denke ich Du kannst dies nachvollziehen). Vor diesem Hintergrund macht mich Deine Einstellung und die Tatsache des zunehmenden gesellschaftlichen Konsens, behindertes Leben als lebensunwert und die "Belastung" für die Eltern als untragbar anzusehen, sehr betroffen.

7E1B5E71
 
  • #45
@#42: Du erwähnst einige sinnvolle Punkte, aber ziehst daraus aus meiner Sicht die falschen Schlüsse.

Ich stimme Dir zu, dass eine befruchtete Eizelle und auch ein junger Zellhaufen sicherlich noch keine Persönlichkeitsrechte haben und auch natürlicherweise solche frühen Schwangerschaften oft spontan abbrechen, mit oder ohne dass wir es überhaupt bemerken.

Ich stimme Dir auch zu, dass es im Verlaufe der Schwangerschaft sicherlich zu einem Punkt kommt, an dem Personsein gegeben ist. Würde ein Arzt ein Baby im 8. Monat durch Kunstfehler töten, würde die Mutter zurecht denken und fühlen, er hätte ihr Kind umgebracht.

Wir sehen uns also mit einer Situation konfrontiert, in der wir nicht entscheiden können, WANN genau der Embryo zur Person wird. Wir haben einen Punkt, an dem er es noch nicht ist, und einen Punkt, an dem er es ist. Da die Entwicklung sich als Kontinuum vollzieht, ist es sowohl faktisch als auch ethisch schwierig, hier einen Punkt zu definieren. Du ziehst daraus nun den Schluss, dass wir schon die Eizelle willkürlich als Person definieren. Andere könnten in derselben ohnmächtigen Situation des Nichtwissens die Geburt definieren, wie es früher lange Zeit der Gestzgeber gemacht hat und auch heute noch für das Erbrecht gilt. Bezüglich Schwangerschaftsabbruch halte ich beiden Thesen für falsch. Man kann nicht einfach ein sicher falsches Extrem als willkürlichen Punkt annehmen, wenn doch jeder Punkt dazwischen mit Sicherheit richtiger liegt als ausgerechnet die beiden Extreme. Insofern sind zwar ebenfalls willkürlich, aber näher am unbekannten Punkt liegende Definitionen mit 12. Woche, Kindsbewegungen oder Hirnströme wesentlich plausibler und sinnvoller.

Außerdem sagst Du es selbst: Wer soll es festlegen? Wenn es sich niemand zutraut, dann die Betroffene! Warum muss die Gesellschaft überhaupt Dinge regeln, die so extrem intim und persönlich sind und niemanden außer der Frau selbst betreffen?
 
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  • #46
@Frederika: Eine Tötung (potentiell) menschlichen Lebens ist niemals intim oder eine Sache der Betroffenen (Plural bitte), sondern eine Frage der Gesellschaft. Alles andere wäre barbarisch, mit dieser Argumentation könnte Deine Mutter Dich heute noch töten.

"Ich stimme Dir auch zu, dass es im Verlaufe der Schwangerschaft sicherlich zu einem Punkt kommt, an dem Personsein gegeben ist." Hier hast Du mich falsch verstanden, ich versuche gerade zu zeigen, dass es einen solchen willkürlichen Punkt nicht geben kann, sondern der Prozess des Heranwachsens von Beginn an schützenswert sein muss. Du sagst zu Recht, die Festlegung eines solchen Punktes wäre willkürlich und es gibt dafür keinerlei objektive Kriterien. Da es um die Tötung von (potentiell) menschlichem Leben geht (dem schützenswertesten Gut überhaupt), wäre es nicht akzeptabel, eine "falsche" Definition zuzulassen. Des weiteren muss eine solche Definition gesellschaftlich allgemeingültig sein können, eine Beliebigkeit widerspräche der Gleichbehandlung. Daher ist die einzig logische Konsequenz der "kleinste gemeinsame Nenner", somit ein Schutz von Beginn an.

7E1B5E71
 
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  • #47
Ich bekenne: Ich bin 51 und habe mit 43 abgetrieben. Ich habe zwei Kinder, der jüngste war damals schon 11.... Ich war 7 Tage überfällig und habe einen Test gemacht... Als mein Mann abends nach Hause kam, sah er gleich das was nicht stimmte... Ich habe ihm gesagt: "Ich bin schwanger. Ich liebe dich aber kannst du damit leben wenn ich das Kind nicht bekomme?" Er hat gesagt: "Ich liebe dich auch und unsere Familie ist vollständig so wie sie ist." Ich bin zu meinem Frauenarzt gegangen und es war noch so früh dass er den Abbruch einfach so durchgeführt und dann eine Spirale eingesetzt hat... Dafür bin ich ihm heute noch dankbar... Ich habe kein "Kind" getötet, sondern den allerersten Anfang von etwas beseitigen lassen das vielleicht mal ein Kind geworden wäre. Ich habe nie Gewissensbisse deswegen gehabt. So was kann passieren und dazu gibt es die Medizin. Ich bin froh in diesem Jahrhundert zu leben.
 
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  • #48
Liebe 43,

danke für Deine Anregungen, aber ich darf Dir widersprechen. Ich habe keine Probleme mit körperlichen Behinderungen aller Art - von mir aus kann ein Kind keine Arme und Beine haben und ich würde es trotzdem lieben. Allerdings habe ich ein Problem mit geistiger Behinderung. Ich weiß, daß ich nicht die Kraft hätte, den Rest meines Lebens nur noch Krankenschwester zu sein ohne jemals Aussicht auf Besserung, ohne jemals die Hoffnung zu haben, daß das eigene Kind selbständig seinen Weg gehen wird wenn ich zu alt dafür bin. Das mag man verwerflich finden, aber dazu stehe ich.
Ich sehe die neuesten Diagnosemethoden als Fortschritt an. Es wird dadurch viel Leid erspart. Für beide Seiten. Eine Freundin von mir hatte vor einem dreiviertel Jahr einen Spontanabort im 6. Monat. Es war ganz furchtbar. Der sie und das Kind untersuchende Arzt gab ihr allerdings zu verstehen, daß dieses Kind weit davon entfernt war, gesund zu sein. Wenn es jemals die Geburt überlebt hätte, wäre es nach 2-3 Jahren gestorben mit schweren inneren Schädigungen. Und ich glaube, ein zweijähriges Kind sterben zu sehen ist sicher um ein vielfaches traumatischer als ein frühzeitiger Schwangerschaftsabbruch.
Sehen wir es einmal so: die meisten Frauen, die ein behindertes Kind abgetrieben haben, versuchen es sicher noch einmal mit einer Schwangerschaft in der Hoffnung auf ein gesundes Kind. Hätten sie das behinderte Kind bekommen, hätte wohl einigen dazu die Kraft gefehlt.

Ich finde auch, daß sich unser Augenmerk vor allem und in erster Linie auf die schon geborenen Kinder richten sollte. Von denen leben einige unter erbärmlichen und entwürdigenden Bedingungen, werden geschlagen und verwahrlost. Hier gilt es in erster Linie anzusetzen.

Schwangerschaftsabbrüche hat es in der Menschheitsgeschichte immer gegeben und wird es immer geben. Man mag das verwerflich finden, ist aber eine Tatsache. Wir haben heute allerdings die Möglichkeit, den Frauen zu ermöglichen, dies nicht mit Stricknadeln in irgendeinem ranzigen Keller zu machen sondern unter angemessenen und gesundheitlich unbedenklichen Bedingungen in einer Klinik. Ich mag keine Frau verdammen. Viel wichtiger ist es doch, ihr in der Schwangerschaft Mut zu machen, ihr Möglichkeiten aufzuzeigen!!
Meinst Du, es ist schön für ein Kind zu erspüren, daß es nicht gewollt, womöglich nicht geliebt wird? Vielleicht eine Mutter zu haben, dies es innerlich ablehnt?

Constanze
 
  • #49
@#45: Das, was du als kleinsten gemeinsamen Nenner ansiehst, ist in Wahrheit nicht der kleinste gemeinsame Nenner aller Menschen, sondern nur derjenigen mit der gleichen Moralvorstellung. Wie rechtfertigst du diesen Zeitpunkt vor dem Papst und den katholischen Hardlinern, die sogar Kondome und Verhütung generell ablehnen, weil sie bereits die Verhinderung der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle als unzulässige Einflussnahme auf menschliches Leben ansehen? Deswegen ist deine Definition genauso willkürlich wie die 12. SSW.

Lasst uns doch mal die Mathematik bemühen zur Klärung der eigentlichen Frage:

Es ist doch so, dass wir in dem 9-monatigen Schwangerschaftszeitraum keinen Zeitpunkt festlegen können, von dem wir sagen können, dass zu diesem Zeitpunkt Leben existiert und eine Sekunde davor hat dieses Leben noch nicht existiert. Mathematisch könnte man das als sigmoide Funktion ansehen. Ein Schwangerschaftsabbruch ist mathematisch gesehen eine Treppenfunktion: Vor der Treppenstufe hat dieser Zellklumpen noch existiert, dahinter nicht mehr. Die beiden Konzepte "Beginn des Lebens" und "Schwangerschaftsabbruch" dürfen deswegen nicht in die Relation gebracht werden, dass ein Schwangerschaftsabbruch Leben beendet (Beweis durch Widerspruch: Würde der Abbruch tatsächlich Leben beenden, gäbe es auf der Abszisse der sigmoiden Funktion einen Punkt, von dem an das Leben begänne, was nach Voraussetzung ja nicht der Fall ist).

Nachdem wir uns also jetzt von diesem "moralischen Laster" befreit haben, ist es leichter, einen spätestmöglichen Zeitpunkt für den Abbruch festzulegen: Wir befragen einfach die Gesellschaft und treffen eine Mehrheitsentscheidung. So ähnlich machen wir das schließlich auch bei der Festlegung, wie viel Bußgeld man bei einer Geschwindigkeitsübertretung von 30 km/h bezahlen muss und wie viele Jahre ein Sexualstraftäter hinter Gittern muss. Da aus praktischen Gründen nicht alle 82 Mio. Deutsche befragt werden könnten, abstrahiert man diese Befragung sehr stark und überlässt Stellvertretern die Festlegung. Ich weiß nicht genau, wo der gesellschaftliche Konsenz liegt, aber er dürfte wesentlich dichter beim Ende der 12. SSW liegen als zu Beginn der 0. SSW.

Lediglich die Frau über den Abbruch entscheiden zu lassen oder den Papst oder sonstwen, fänd ich nicht richtig. Nach dem vorletzten Absatz ist die Begründung aber nicht, dass dann ja ein einzelner Mensch über das Leben eines anderen Menschen richtet, sondern dass im Einzelfall eine starke Abweichung vom gesellschaftlichen Konsenz über Schwangerschaftsabbüche erfolgen könnte.
 
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  • #50
@48: Bei Frederika dachte ich auch schon an Mathematik und Logik. Ihr könnt ja solche Fragen stellen. Diese hier gestellte Frage kann aber so nicht beantwortet werden. Denn sie muss mit sozusagen Logik des Herzen verstanden und beantwortet werden. Fragen der Mathematik können kompetent von Mathematikern beantwortet werden, Antworten auf die Frage, ob es einen Gott gibt und wie die Welt aus dieser Sicht aussieht, von Menschen mit religiösem Wissen, Fragen der Chemie von Chemikern.
Nein, es geht auch nicht, dass man einfach die Mehrheit einer Gesellschaft befragt, ob dann und dann das werdende Leben beendet werden soll. Genauso wie man auch die Mehrheit der Gesellschaft nicht befragen kann, ob es mathematische Aussage richtig ist.
 
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  • #51
Es gelten in der Biologie im Allgemeinen 5 Kennzeichen des Lebens:
- Stoffwechsel
- Reizbarkeit
- Bewegung
- Wachstum
- Fortpflanzung

Nun möge jeder für sich entscheiden, wann Leben beginnt. Für mich ist es klar.
 
  • #52
@#49: Na toll. Und wie möchtest du dann bitte den spätestmöglichen Zeitpunkt für einen Schwangerschaftsabbruch festlegen? Würfeln, oder was?
 
  • #53
@#50: Leben ist ein Kontinuum, wie ich schon in anderen Threads ausgeführt habe. Leben ist irgendwann vor einer Milliarde Jahren entstanden und keine Zwischenstufe ist oder war jemals tot. Jeder Körperzelle lebt, Spermium und unbefruchtete Eizelle leben, und jede weitere Stufe ist kontinuierlich lebend. Darüber besteht wissenschaftlich doch gar kein Zweifel.

Beim Thema Schwangerschaftsabbruch geht es nicht darum, ob der Zellhaufen lebt (das ist der Fall!), sondern (a) ob er schützenswerte Rechte hat, (b) wie diese Rechte in Relation zu den Rechten der Mutter stehen, und (c) wer darüber entscheiden darf.

zu a) Für mich ist Personsein Voraussetzung für Schutz. Spermien, Eizellen, selbst frühe Schwangerschaften gehen regelmäßig ab. Ohne Hirnströme, ohne Nervensystem ist ein menschlicher Zellhaufen eben nur ein Zellhaufen. Ich kann in einer befruchteten Eizelle keinen Menschen mit Personenrechten erkennen. (Im Erbrecht sehen das bisher alle so!)

zu b) Jeder Mensch hat das Recht, über seinen eigenen Körper zu bestimmen. Dieses Grundrecht ist fundamental. Selbst wenn man den Embryo als fremden Körper sieht, so ist der Körper der Schwangeren immer noch der Körper der Schwangeren und er darf und kann nicht moralisch vertretbar in Geiselhaft genommen werden. Das neue Leben ist ein Geschenk der Mutter an ihr Kind.

zu c) Die Gesellschaft maßt sich an, darüber zu bestimmen, was eine Frau mit dem eigenen Körper macht. Wenn das Konsens ist (für mich sehr strittig), dann dürfen diese Auflagen aber nicht einfach nur mit bestimmten religiösen oder ideologischen Vorstellungen begründet werden, sondern müssen die Meinung der Bevölkerung so vollständig repräsentieren wie möglich. Das versucht die Fristenlösung zu erreichen.

@#49: Wenn es um Gefühle und Herzensangelegenheiten geht, dann wirst Du doch schnell einsehen müssen, dass sich diese stark von Person zu Person unterscheiden. Nichts ist offensichtlicher. Damit müsstest Du dafür plädieren, dass jede Frau ihre Entscheidung mit ihrem Herzen fällt -- da haben dann andere gar nichts verloren.

An alle: Jeder kann doch nach seiner Facon selig werden: Wer strikt gegen Abtreibung ist, treibt bitte nicht ab und zeugt keine ungewollten Kinder. Wer dagegen mit Schwangerschaftsabbrüchen leben kann, der soll selbst entscheiden, wie er damit im Falle des Falles umgeht. Warum müsst Ihr Eure Moral zum Goldstandard für alle erheben? Was spricht dagegen, dass jede Frau ihre eigene Entscheidung trifft? Freiheit ist das höchste Gut.
 
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  • #54
Nochmal: Es geht schon nicht wirklich auf zu sagen, ich könne mit meinem Körper machen, was ich will. Und nochmal das Beispiel dazu: Wenn Du den Freitod wählst, hat das Folgen für Deine Kinder, die Du hinterläßt. So einfach geht es also nicht.
Und auch nochmal: Wir reden hier auch über das entstehende Leben in dem Körper der Frau. Dann gibt es Deinem Körper und davon unterschieden das neu entstehende Leben. Und um letzeres geht es hier wesentlich (auch), auch unabhängig von dem eigenen Körper und dem eigenen Leben.
 
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  • #55
@#47: Mit Sicherheit können Behinderungen - schwere wie leichte, körperliche wie geistige - sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen eine große Belastung darstellen. Aber dies kann uns alle jeden Tag treffen: ein Autounfall, eine Infektion, ... Wenn dies Deinen Sohn treffen würde, würdest Du ihn dann plötzlich ablehnen? Auch wenn es unvorstellbar scheint - Ihr würdet beide lernen, damit zu leben und Deinem Sohn wäre niemals alles Glück der Welt geraubt. Sein Leben wäre nach wie vor lebenswert. Knüpfe einmal Kontakt zu behinderten Menschen (auch im Falle geistiger Behinderung) und ihren Angehörigen - Du wirst sehen, dass diese Leben keinen unmenschlichen Alptraum darstellen. Wo ist der Unterschied, wenn Dein Kind dieses Schicksal bereits im Mutterleib ereilt?

Womit ich Dir Recht gebe, ist dass die Gesellschaft Betroffene (Schwangere, jedoch auch Behinderte) niemals alleine lassen sollte, sondern ihnen jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen muss. Ein "Selbst-Schuld"-Klima, in dem Angehörige behinderter Kinder Anfeindungen ausgesetzt sind, weil sie das Kind ausgetragen haben ("wie konntet ihr das dem Kind nur antun, ihr hättet es doch wegmachen lassen können") ist in diesem Zusammenhang wenig hilfreich. Ich muss hierbei aus persönlicher Erfahrung sprechen, leider nicht nur im Einzelfall.

Noch ein Wort zu den Diagnosemethoden: häufig können diese nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit angeben, manchmal sogar das Kind schädigen. D.h. es gibt nach wie vor für das Kind die Chance auf ein gesundes Leben. Kannst Du es wirklich mit Deinem Gewissen vereinbaren, ihm diese zu nehmen?

7E1B5E71
 
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  • #56
@#48: Vorweg: ich stimme #49 zu, dies ist eine Frage, die weder durch Mathematik und schon gar nicht durch eine Mehrheitsentscheidung beantwortet werden kann. Es geht hier um Menschenrechte, nicht um den Bußgeldkatalog. Es ist gerade der Sinn von Menschenrechten, dass sie von nichts und niemandem in Frage gestellt werden DÜRFEN. Denk an Hutu und Tutsi: angenommen sie würden in einem funktionierenden demokratischen System leben, in welchem allerdings die Mehrheit die Möglichkeit hätte, der Minderheit durch eine parlamentarische Entscheidung sämtliche Rechte zu entziehen. Du weißt, wohin dies führen würde.

Natürlich sagst Du jetzt "Moment mal, wir reden doch hier über keinen Menschen, sondern einen Zellhaufen". Aber genau das ist der Punkt: ab wann ist ein heranwachsender Mensch ein Mensch (mit Menschenrechten) und was ist er vorher? Und vor allem: wer darf das bestimmen? Dies ist im Zusammenhang mit den Menschenrechten fundamental: eine Instanz, welche definieren darf was ein Mensch ist und was nicht, hebelt die absolute Gültigkeit der Menschenrechte aus den Grundfesten und ist nicht hinnehmbar. Willst Du einem Embryo somit das Menschsein absprechen, benötigst Du einen exakt definierbaren, menschheitsweit anerkannten und unbestrittenen Punkt, vor dem er eindeutig KEIN Mensch ist. Wir sind uns bereits einig, dass es einen solchen nach der Zeugung aufgrund der Stetigkeit des Heranwachsens nicht gibt.

Etwas in mir streubt sich gegen eine solche Abstraktion, aber falls es Dir hilft, bemühen wir zur Verdeutlichung von mir aus die Mathematik (aber richtig bitte). Wir sind uns einig, dass das Heranwachsen eines Menschen eine weitgehend stetige, streng monoton steigende Funktion ist. Nicht zwingend sigmoid, die Steigung mag in Phasen variieren, vllt. gibt es sogar die ein oder andere kleine Unstetigkeit (die Nidation, messbare Hirnströme, der erste Herzschlag, der erste Atemzug, das erste Wort, der erste Kuss, ...). Jedoch gibt es keinen einen, alles überragenden Sprung, in dem plötzlich von einer auf die andere Sekunde aus einem Zellhaufen ein Mensch wird (wenn es Dir hilft: eine Heaviside-Funktion). Auch ist korrekt, dass ein Schwangerschaftsabbruch diese Funktion sprunghaft zu Null führt. Das heißt, Du tötest etwas, was auf jeden Fall nicht nicht-menschlich ist (sonst müsste sie bereits zuvor Null sein). Du sagst es selbst: ein Schwangerschaftsabbruch macht in Deiner mathematischen Abstraktion (ethisch) nur Sinn, wenn Du ihn VOR einem Punkt anwendest, ab welchem das Menschsein begänne ("gäbe es auf der Abszisse der sigmoiden Funktion einen Punkt, von dem an das Leben begänne, was nach Voraussetzung ja nicht der Fall ist"). Dazu MÜSSTE die "Entwicklungsfunktion" jedoch sprunghaft sein (Heaviside), bei einer stetigen Funktion verbietet es sich.

Somit bleibt nur, ein Menschsein von Beginn des Heranwachsens an zu akzeptieren. Was diesen Beginn angeht bleib bitte sachlich: dieser ist vollkommen unbestritten der Moment der Zeugung. NIEMAND stellt dies ernsthaft in Frage. Du (hoffentlich) nicht und auch nicht der Papst. Es ist allgemein bekannt, dass dessen Ablehnung gegenüber Verhütung auf einer Ablehnung der Entkoppelung von Sexualität und Nachwuchs beruht, welches eine vollkommen andere Fragestellung ist als der Beginn des menschlichen Daseins. Im Übrigen sprechen wir hier nicht von Meinungen einzelner, sondern von wissenschaflich Nachprüfbarem. Die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle IST der Beginn des Heranwachsens eines Menschen - ich hoffe, Du wirst nicht bestreiten, dass diese Zellen allein diesen Prozess nicht einleiten können und er im Anschluss nur noch durch den Tod aufgehalten werden kann.

7E1B5E71
 
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  • #57
@#51: Über die Frage der Persönlichkeitsrechte und der Nichtzulässigkeit einer Mehrheitsmeinung habe ich mich bereits geäußert. Zum Thema Freiheit (der Mutter): Du sagst "Freiheit ist das höchste Gut." Das ist schlichtweg falsch. Wenn es so wäre, bedeutete dies Anarchie als beste Staatsform. Die Freiheit eines jeden hört dort auf, wo die Rechte des nächsten beginnen (womit wir wieder beim Thema Definition des Menschseins wären, zu welchem Du keine neuen Argumente beigesteuert hast). DIES spricht dagegen, jede Frau alleine entscheiden zu lassen - solche Fragen MUSS die Gesellschaft entscheiden. Mit Deiner Argumentation könnte jeder dem anderen folgenlos den Schädel einschlagen.

Leben ist nicht ein "Geschenk der Mutter an ihr Kind", welches diese nach Gutdünken zurücknehmen kann wie eine neue Lego-Eisenbahn. Leben ist ein Recht. Du hast die Freiheit, mit wem Du willst ins Bett zu steigen (sofern Einverständnis und Volljährigkeit des Betroffenen vorliegen, ist dies KEINE Frage, über welche die Gesellschaft zu bestimmen hat). Als erwachsener Mensch solltest Du in der Lage sein, mögliche Folgen in ihrer Wahrscheinlichkeit einzukalkulieren und dafür im Fall des Falles verantwortungsbewusst gerade zu stehen.

7E1B5E71
 
  • #58
@#55, #56: Ich wiederhole mich: Beim Thema Schwangerschaftsabbruch geht es nicht darum, ob der Zellhaufen lebt, sondern (a) ob er schützenswerte Rechte hat, (b) wie diese Rechte in Relation zu den Rechten der Mutter stehen, und (c) wer darüber entscheiden darf.

Darauf antwortest Du leider nicht, aber das ist der KERN der ganzen Debatte, sprich dass es eben nicht nur um (a) geht, sondern auch um (b) und (c). Man kann leicht ein Schutzrecht eines Embryos postulieren. Aber man muss auch die Rechte der Frau anerkennen. Die Problematik der Debatte um Schwangerschaftsabbruch ist genau deswegen so schwierig, weil wir uns in einem Spannungsfeld aus kollidierenden Rechten zweier Parteien befinden, die sich beide auf Menschenrechte berufen.

Wer diesen Punkt begriffen hat, der kann überhaupt erst anfangen zu diskutieren. Wie müssen ZWEIER Rechte gegeneinander abwägen. Ganz egal ob es Mensch gegen Mensch oder Embryo gegen Mensch steht, es sind ZWEI Parteien betroffen.

Bitte nimm dazu Stellung!

Im übrigen ist es eben nicht so, dass man die Geiselhaft der Frau damit begründen kann, sie hätte Sex gehabt -- denke nur an Fälle wie Vergewaltigung oder versagende Sterilisation.
 
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  • #59
Hier die Antwort (nicht von #55 u.#56) auf die von #57 gestellte Frage: Ja, es kann dieses Spannungsverhältnis zwischen der Frau (sowie z. B. auch dem dazugehörenden Mann u. a.) und dem entstehenden Leben geben. Das Spannungsverhältnis ist so: Die Frau hat ein Kind nicht gewollt und hat damit Probleme, dass sie nun ein werdendes Leben im Bauch hat. Die Probleme können kleiner oder größer sein.

Der erste Weg ist, dieses Problem nach Möglichkeit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ist diese Spannung aber da: Es handelt sich damit um die Spannung zwischen dem Menschenrecht des noch nicht geborenen Lebens und den Problemen der Frau (und z. B. dem dazugehörenden Mann). Der Weg ist nicht, das werdende Leben zu beenden. Sondern die Probleme der Frau zu lösen oder zu mindern.
 
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  • #60
w31, weil es anonym ist: Ich habe vor 3 Jahren abgetrieben. Hatte gerade mein Studium beendet und den ersten Arbeitsvertrag unterschrieben. Die Beziehung mit meinem Freund hatte ich beendet weil ich in eine andere Stadt ging. Ein neues Leben!! Ich habe keine Sekunde gezögert abzutreiben. Es passte einfach so gar nicht rein in mein Leben. Ich habe es niemals bereut und auch nicht wieder dran gedacht. Ich kann euer Streitgespräch lesen ohne mich schlecht zu fühlen. Für mich war es die Rettung! Ich habe mich wirklich nur erleichtert gefühlt danach. Befreit gefühlt.

Ich ärgere mich nur über die Männer die alles besser wissen!! Wer nie in diese Situation kommen kann sollte bitte auch die Klappe halten. Über meinen Körper soll kein anderer bestimmen!!!
 
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