Für mich hat dieses Thema drei Aspekte:
(1) Online-Dating hat ein paar spezielle Aspekte: So kommen Menschen zusammen, die sich vorher nicht gesehen haben und von denen man nur einen kleinen Ausschnitt via Profil las. Das ist natürlich einerseits positiv und bietet Chancen, die es ohne Internet nicht gab, aber es KANN auch dazu führen, dass man nach dem zweiten oder dritten Treffen - im Nachgang - recht unvermittelt feststellt, dass es nicht passt. Ich hatte vor zwei Jahren gleich zwei Frauen kennen gelernt, wo dieses plötzliche Gefühl so auftrat. Es ist eben etwas anderes, wenn man jemanden im RL kennenlernt: Wenn ich dann eine Frau anspreche, tut ich dies, weil mir ihr ganze Erscheinung (Figur, Outfit, ihr Gang, ihre Mimik und Gestik) gefällt. Natürlich sehe ich auch beim Online-Dating beim ersten Treffen die äußeren Werte des Anderen und würde bei Nichtgefallen keine zweites Treffen arrangieren/zustimmen, aber die spezifische Situation des Online-Datens hat zumindest auch mir dazu geführt, dass ich zunächst mal über einige Dinge "hinweggeguckt" habe - oder sie gar nicht sehen wollte. Ergo: Es ist legitim und richtig, wenn man denn, wenn es einem bewusst wird, absagt - auch wenn bei Treffen 1, 2 und 3 gar nichts vorgefallen ist, was ein echter Stein des Anstoßes war. Gerade in diesen Fällen würde eine echte Begründung der Absage auch stets verletzend sein, da ja nix vorgefallen ist, was ein No-Go war. In einem Fall war es zum Beispiel ihr Outfit und ihre wirklich leicht vernarbte Gesichtshaut, wobei letztere bei den abendlichen Treffen und Schminke nicht so auffiel.
(2) Ich bin mir nicht sicher, ob Begründungen der Absage wirklich im Sinne desjenigen sind, dem abgesagt wird. Das mag vielleicht sein, wenn das Gegenüber ständig über vergangene Beziehungen berichtet hat - und somit das Feedback auch eine Hilfe für künftige Treffen sein mag. Aber in vielen Fällen ist es vermutlich besser, es bei der Formulierung "es passt halt nicht" zu belassen.
(2) Ob die Schriftform der Absage nun angemessen ist oder nicht, hängt m.E. von dem Verlauf der drei Dates ab: Wenn dort aufgrund der Gespräche (körperliche Annäherung gab es anscheinend nicht) Hoffnung auf mehr nicht unwahrscheinlich anzunehmen wäre, dann fände ich ein Telefonat richtig. Sofern es einfach "nur" nette Treffen waren, fände ich eine E-Mail nicht deplatziert.