Wie schön, dass Du die Möglichkeit des Hortes hast - als ich meinen Sohn bekam, gab es das hier nicht, auch noch keinen Tagespflege-Elternverein usw.(süddeutsche Kleinstadt, inzwischen hat sich einiges geändert.)
Familienmitglieder lebten damals weit entfernt,Freunde/Nachbarn hatten ihre eigenen Rhythmen in ihren jeweiligen Familien mit z.T. Schichtdienst, der (mit mir nicht verheiratete) Vater meines Sohnes zog sich 1. erstmal zurück und wohnte 2. etwa 80km weg.
Mit viel Mühe und Spagat habe ich damals eine Art "Sitting-Netz" aufgebaut, mit (überwiegend)jungen Leuten, die dann hier TV guckten, nachdem sie mit meinem Sohn noch gespielt, ihm eine Gutenacht-Geschichte erzählt hatten usw.- und ER wusste immer, WER von den 2-4 kommen würde und wann ich wieder zuhause wäre (denn Kinder verstehen mehr als nur die Worte, die man ihnen sagt, selbst wenn sie noch klein sind).
Später, als er etwa 7, 8 war, habe ich immer noch geschaut, dass er möglichst nicht alleine war, wenn ich abends jobgedingt nochmals für 1-2 Stunden wegmusste.
Und noch später habe ich ihn langsam hingeführt - immer mit Informationen vorher -, dass er dann eine Weile alleine war (abends).
Tagsüber habe ich das auch Schritt für Schritt "losgelassen" und ihm (Ganztagesbetreuung etc. gab's noch nicht)in der Grundschule, die glücklicherweise recht nahe war, zugetraut, dass er
alleine nach Hause kommt, die Mikrowelle bedient - und immer noch einen lieben Gruß hinterlassen) und damit peu à peu Schritte zur Selbständigkeit lernt.
Als er etwa 10J. alt war, besorgte ich ihm ein Handy, so dass wir in Kontakt sein konnten, wenn bei ihm mal 'ne Stunde ausfiel (Hausschlüssel hatte er)oder ich auf der AB im Stau steckte.
So hatte er immer eine Art Sicherheit im Hintergrund, wenn schon in der Nachbarschaft o.ä. es sich einfach nicht als eine Art Regelmäßigkeit ergeben konnte (das wäre mir damals SEHR wichtig gewesen), dass er nach der Schule für eine Überbrückung von ca. 2-3 Stunden betreut werden konnte. UND: wir hatten zwei Katzen,für die er nach und nach kleine Aufgaben übernahm (Katzenklo, füttern usw.), aber die zumindest AUCH noch dawaren als geliebter Bezugspunkt, wenn er denn alleine nach Hause kam.
Wann wieder arbeiten? Ab wann die Kids alleine lassen? Das ist womöglich relativ.
Und käme auf einen Versuch an. Das heißt, wenn Deine Kids sogar bei einer FREUNDIN sein können, sehe ich fast keine Probleme. Wichtig scheint mir dabei nur, dass Du selbst es nicht wie "schlechtes Gewissen" gegenüber Deinen Kids vermittelst, sondern sie in den Prozess miteinbeziehst und ihnen erklärst, dass Du nun wieder (mehr)arbeitest, aber bereits mit X., Y. vereinbart hättest, dass sie über Mittag usw. dort eine Anlaufstelle HABEN.
Vielleicht kommt Widerspruch oder "Gejammer" - dann bleibe klar und sage, dass Du Dir das gut überlegt hättest und ihnen zutraust, in diese neue Phase miteinander zu gehen, weil Dir Dein Beruf wichtig ist. PUNKT. Sich auf "Rechtfertigungen" (auch zu den Kids)einlassen, heißt den Faden zu verlieren. Und der Faden heißt:die Realität Deiner Berufstätigkeit, zumal die Kids schon in der Schule sind. Das schaffen sie. Und, da sie ja eine Bezugsperson haben, wenn ich Dich recht verstanden habe, hilft ihnen DAS letztendlich sogar weiter: sie können andere, vielleicht sogar unterschiedliche Erfahrungen machen im Vergleich zu ihrem bisherigen (und bleibenden)Lebensmittelpunkt, andere Erfahrungen mit einer Mutter, die bislang "normal" und "immer" für sie dawar usw. - und am Ende bereichert werden durch andere Perspektiven.
Ja, liebe Mary (@ 10), so ähnlich habe ich das auch erlebt, es war Normalität, wie auch der Schulweg aus dem Dorf von ca. 15km per Rad zur Schule (sommers), per Straßenbahn, zu der man noch 1km zu Fuß hatte, im Winter, egal mit welchem Gepäck (Zeichenblock, Sportsachen
usw.) - heimkommen und "Aufgaben" haben, und nicht nur im Rückblick meine ich, das hat geprägt, auf ganz verschiedene Arten und Weisen. Auch ich wäre lieber nicht die Ältere, "Vernünftige" schon mit 10, 12 gewesen, obwohl - wie bei Dir - die Verantwortlichkeit sich auch "besonders" anfühlen konnte...- sondern ich hätte lieber was von "meinem eigenen" auch leben mögen, die Unbeschwertheit des jüngeren Bruders gelebt, statt (zu früh)in Mit-Verantwortung zu kommen - doch es war eine andere Zeit als die, in die mein (nun knapp 17j.)Sohn hineingeboren wurde...
Dir, liebe Fragestellerin, alles Gute bei Deinen Entscheidungen! Wage es!
Liebe Grüße!
Ulrike